Rutscht Dornach noch weiter nach links?

Die Vormachtstellung der Freien Wähler wird an den Gemeinderatswahlen am 21. Mai nicht zur Debatte stehen. Die SP spürt aber Rückenwind und will wieder einen zweiten Sitz gewinnen. Die Kantonsratswahlen geben dem Bürgerlichen Lager Anlass zu Nervosität.

Blick nach Oberdornach. Am 21. Mai zeigt sich, wer künftig im Gemeinderatszimmer die lokale Politik bestimmt.  E. Savoldelli
Blick nach Oberdornach. Am 21. Mai zeigt sich, wer künftig im Gemeinderatszimmer die lokale Politik bestimmt. E. Savoldelli

Die Kantonsratswahlen vom 12. März und der zweite Wahlgang der Solothurner Regierungsratswahlen am 23. April verheissen für die bürgerlichen Kräfte in Dornach mit Blick auf die Gemeinderatswahlen nichts Gutes. Vielmehr sieht es danach aus, dass die Freien Wähler ihre Vormachtstellung im Gemeinderat zementieren werden. 2013 holten sie knapp 40 Prozent der Dornacher Wählerstimmen und vier Sitze. Als einzige Partei konnten sie heuer alle neun Listenplätze besetzen. Wobei das keine einfache Aufgabe gewesen sei, heisst es aus dem Vorstand der Gruppierung. Ursula Kradolfer tritt als dienstälteste der amtierenden Gemeinderäte nicht mehr an, das wird für die Freien Wähler aber kein Handicap. Daniel Urech glänzte an den Kantonsratswahlen bereits mit dem besten Wahlergebnis im Dorneck-Thier-stein. Gemeindepräsident Christian Schlatter verbuchte für sich an den Gemeinderatswahlen 2013 schon das beste Ergebnis und Thomas Gschwind sitzt ebenfalls fest im Sattel.

Fragt sich, wer Kradolfer beerben wird. Möglicherweise sogar ein junger Grüner? Die Freien Wähler sind für die Wahl eine Listenverbindung mit der Nachwuchspartei eingegangen. «Weil sie eine gute Truppe sind», wie Urech sagt. Der 33-jährige Anwalt wäre nicht unglücklich, wäre er nicht mehr der Jüngste im Gemeinderatszimmer. Thematisch setzt die Gruppierung, die ursprünglich von frustrierten Freisinnigen gegründet wurde, auf die Ortsplanung und eine Reform des politischen Systems. Alle neun Kandidierenden bekennen sich zum Ressortsystem. Auf dieses soll in der kommenden Legislatur hingearbeitet werden.

Bereitschaft zum Systemwechsel zeigt auch die SP, die am 21. Mai den zweiten Sitz zurückerobern will, den sie vor vier Jahren verloren hatte. Die Sozialdemokraten spüren Rückenwind. In den vergangenen zwei Jahren konnten sie ihre Mitgliederzahl um 20 Prozent steigern. Das zeigt: Auch links der Freien Wähler gibt es in Dornach ein erhebliches Stimmenpotenzial, das wurde auch an den Kantonsratswahlen sichtbar. Mit Barbara Vögtli wissen sie zudem eine profilierte Bisherige auf ihrer Liste. Ausserdem schicken sie mit der erst 18-jährigen Olivia Meier auch die jüngste Kandidatin aller Parteien ins Rennen.


FDP spannt mit SVP zusammen

Derweil spürt man im bürgerlichen Lager verbreitet Nervosität. Die FDP steht praktisch vor einem Neuanfang und tritt ohne Bisherige an. Roland Stadler hört nach fünfeinhalb Jahren im Gemeinderat auf und Alain Amhof muss berufsbedingt auf die Wiederwahl verzichten. «Wir sind keine Berühmtheiten, man wählt uns wegen den Inhalten», sagt Bruno Schnellmann. Der Wahlkampfmanager und Kandidat der Freisinnigen will seiner Partei zu neuer Blüte verhelfen. Mit mehr Präsenz und lauter Stimme, aber ohne Polemik, wie er betont. Dem Gewerbe will man wieder mehr politisches Gewicht geben und eine stringente Vision für die Zukunft Dornachs entwickeln. Schnellmann betont, dass es bei der FDP um mehr als den Steuerfuss gehe. Für die Wahlen ist die Partei eine Listenverbindung mit der SVP eingegangen. Das könnte sich für die Freisinnigen als schlauer Schachzug erweisen. Allerdings nicht ganz ohne Risiko. Die Listenverbindung ist der Königsweg zum Erhalt eines Restmandats. Und darauf könnte die SVP spekulieren. Die Volkspartei hat eine bewegte Legislatur mit einem unfreiwilligen Präsidentenwechsel hinter sich und Ende letztes Jahr gab Sandra Theurillat infolge Wohnortswechsels ihren Sitz im Gemeinderat ab. Marysol Fürst rückte nach und stellt sich nun zusammen mit fünf anderen Kandidaten der Wahl. Sie und Christian Amhof werden als Spitzenkandidaten portiert. Die Partei hofft gar, dass beide ins Amt gewählt werden. Man wolle wieder eine bürgerliche Mehrheit in Dornach, sagt die Partei und weist auch darauf hin, dass die SVP-Sektion Dornach und Umgebung in den letzten beiden Jahren ihre Mitgliederzahl «verhundertfacht» habe.


CVP steht alleine in der Mitte

Keine Listenverbindung eingehen wollte die CVP. Die Idee einer bürgerlichen Allianz sei da gewesen, sagt Präsident Hans Abt. «Eine Verbindung mit der SVP kommt für uns aber nicht infrage», betont er. Kann sich die CVP den Alleingang überhaupt leisten? Die Mittepartei tritt nur mit einer Zweierliste an. Der bisherige Bruno Holzherr ist in Dornach aber eine bekannte Persönlichkeit. Der Partei gehe es zudem gut, sagt Abt. Man habe einfach niemanden auf die Liste zwingen wollen, auf der nun Holzherr und Andreas Fritschi doppelt geführt werden. Das Ziel ist klar: Sitz halten. Allerdings ist die CVP an den Wahlen tatsächlich im Sandwich zwischen der SP, die sich im Aufwind wähnt, und der rechtsbürgerlichen Wahlallianz. Das könnte eng werden.


Schlatter als Präsident kaum bestritten

Bleibt eine Frage: Gibt es überhaupt eine Wahl um das Gemeindepräsidium? Christian Schlatter muss zwar von Rechts viel Kritik einstecken, das war aber schon vor vier Jahre nicht anders und damals schadete ihm das überhaupt nicht. Schlatter aus dem Sattel zu werfen, sei nicht einfach, weiss auch FDP-Stratege Schnellmann. Der Partei und Schnellmann selbst werden Ambitionen auf den Chefposten nachgesagt. Er sagt denn auch: «Eine stille Wahl wollen wir verhindern. Mit uns ist zu rechnen.» Eine eigene Kandidatur für die Präsidiumswahl am 2. Juli will man auch bei der SP noch nicht ausschliessen. Aber das sind vorerst Gedankenspiele. Die Gemeinderatswahl am 21. Mai wird die Frage, ob eine Kampfkandidatur gegen Schlatter überhaupt eine Chance hat, möglicherweise schon klar beantworten.

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