Die Ökumene im Fokus

Am Dienstagabend lud die Evangelisch-reformierte Kirche Solothurn zu einem Podium ins Timotheus-Zentrum. Michael Bangert setzte als provokativer Moderator Akzente.

Hochkarätiges Podium zwischen Abgrenzung und Harmonie: Martin Wallraff, Esther Kobel, Michael Bangert, Edith Rey Kühntopf, Remo Ankli und Harald Rein, v. l.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Hochkarätiges Podium zwischen Abgrenzung und Harmonie: Martin Wallraff, Esther Kobel, Michael Bangert, Edith Rey Kühntopf, Remo Ankli und Harald Rein, v. l. Foto: Thomas Brunnschweiler

Der Gesprächsabend zum Thema «Einheit in der Vielfalt – Vielfalt in der Einheit – Ökumene wohin?» konnte keine Lösungen bringen, aber Tendenzen aufzeigen. Wer ein theologisches Streitgespräch erwartet hatte, wurde enttäuscht. Die Theologie hat einen derartigen Relevanzverlust zu beklagen, dass die dogmatischen Fragen sowieso in den Hintergrund gerückt sind, wie mehrmals betont wurde. Es zeigte sich im Gespräch, wie stark jede und jeder von der eigenen religiösen Sozialisation geprägt ist. Letztere ist es, welche innere Grenzlinien zieht.

Michael Bangert, Pfarrer der Christkatholischen Kirche BS, verstand es mit hartnäckigem Nachfragen, der insgesamt moderaten Runde einige Bekenntnisse zu entlocken. «Wo sperrt sich Ihr Bauchgefühl gegen die Ökumene?», fragte er. Regierungsrat Remo Ankli, selbst Theologe, verwahrte sich gegen die «Gleichmacherei». Edith Rey Kühntopf, Regionalverantwortliche im Bischofsvikariat St. Verena, machte klar, dass der Empfang des reformierten Abendmahls für sie ein Tabu sei. Bei der reformierten Pfarrerin Esther Kobel war es die fehlende Frauenordination bei den Katholiken, und Martin Wallraff, Professor für Kirchengeschichte, fragte – nicht unprovokativ –, ob es nicht eine kirchliche Superstruktur in Form einer allgemeinen Anerkennung des Papstamtes geben könne.


«Liebesvorsitz» des Papstes?

Solange das Papstamt mit dem Unfehlbarkeitsdogma und dem Jurisdiktionsprimat verbunden sei, sähen sie für eine solche Anerkennung keine Veranlassung, sagte sowohl der christkatholische Bischof Harald Rein als auch Esther Kobel. Wenn es nur einen «Liebesvorsitz» des Bischofs von Rom gäbe, würde die Sache dagegen anders aussehen. Die Runde diskutierte, ob Ökumene eher bei der Spiritualität oder in der intellektuellen Aufarbeitung der Differenzpunkte ansetzen müsse. Wallraff plädierte für ein Sowohl-als-auch. Bangert fragte Esther Kobel, was eigentlich reformierte Frömmigkeit sei. Die Angesprochene nannte als Stichworte: Selber denken, Bibel lesen und Gebet. Auf christkatholischer wie römisch-katholischer Seite wurde stärker die Bedeutung der Liturgie und insbesondere der Eucharistie betont, wie überhaupt sinnliche Elemente – Rosenkranz, Wallfahrten, Kerzen und Symbole – in der katholischen Sozialisation eine wichtige Rolle spielen. Fredi Buchmann, Präsident der Reformierten Kirchgemeinde Dornach, stellte die These auf, dass das Ökonomische die Ökumene in Zukunft noch mehr fordern werde und Zusammenarbeit unumgänglich sei. Esther Kobel malte eher ein pessimistisches Bild und sagte, die fehlenden Mittel führten eher zu einer stärkeren Separation.

Aus dem Publikum kam der Vorschlag, man könnte die Kirchen auf institutioneller Ebene fusionieren. Edith Rey Kühntopf brachte die organisatorische Doppelstruktur der katholischen Kirche als Gegenargument. Michael Bangert überliess Remo Ankli das Schlusswort. Ankli plädierte für Zusammenarbeit, aber auch dafür, Kontroversen offen und streitbar auszutragen.

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