Betrogene Betrüger

Noch bis Samstag spielt die Theatergruppe Hochwald Nikolaj Gogols Komödie «Der Revisor». Das amüsante Stück wurde von Geri Michel mit wenigen aktuellen Einsprengseln werktreu inszeniert.

Chlestakow (Roland Kramer) hat die Wahl zwischen zwei Frauen:  Die Gattin des Stadthauptmanns (Elfie Wermuth) und ihre Tochter (Andrea Japert), v. l.
Chlestakow (Roland Kramer) hat die Wahl zwischen zwei Frauen: Die Gattin des Stadthauptmanns (Elfie Wermuth) und ihre Tochter (Andrea Japert), v. l.

Immer wieder wagen sich Laienbühnen an das anspruchsvolle Stück von Gogol, das in seiner Thematik zeitlos ist. Die Honoratioren einer russischen Kleinstadt geraten ins Zittern, als sie erfahren, dass aus St. Petersburg ein Revisor inkognito ihre Amtsführung überprüfen soll. Alle haben sie Dreck am Stecken und sind noch so gerne bereit, für ihre alltäglichen Verfehlungen Ablass zu bezahlen. Diese Gelegenheit bietet sich schon schnell, als ein Mann namens Iwan Alexandrowitsch Chlestakow aufkreuzt, den alle in ihrer Panik für den Revisor halten. In Wirklichkeit ist er ein kleiner Betrüger, der anfangs meint, man wolle ihn ins Gefängnis werfen. Sobald er jedoch den fatalen Irrtum der Stadtbewohner durchschaut, beginnt er bei denselben schamlos abzukassieren und sogar um die Frau und die Tochter des Stadthauptmanns zu werben. Am Schluss stehen die vom falschen Revisor Geprellten als betrogene Betrüger da.


Musikalische Einlagen

Im Gegensatz zur aktualisierteren und freieren Inszenierung des «Theater Münchenstein» im vorigen Jahr setzte Geri Michel auf eine klassische, vielleicht auch etwas weniger freche Inszenierung. Dennoch gab es einige politische Spitzen und lokale Anspielungen, die am letzten Samstag im Publikum grosse Heiterkeit erzeugten. Applaus erhielt auch der vierköpfige Chor, der in den Pausen einige Male mehrstimmig russische Lieder singt – eine hübsche Idee.

Roland Kramer überzeugt in der Hauptrolle als Revisor mit einer Mischung aus Freundlichkeit, Aggressivität und Herablassung. Karl Hartmann interpretiert die Karrieresucht des Stadthauptmanns plausibel, so wie auch Elfie Wermuth den Geltungsdrang von dessen Gattin gut über die Rampe bringt. Andrea Jappert spielt die Tochter, die in ständigem Konkurrenzkampf mit der eigenen Mutter steht. Der Kurator der Armenanstalt, die in erbärmlichem Zustand ist, wird von Urs von Rohr dargestellt.


Grosse Besetzung

Olivia Joss und Martin Ryser entpuppen sich in den Rollen der Schulinspektorin und des Richters als ideale Besetzung. Dies gilt auch für Jirka Stefan als Diener und Anita Dagli Orti als Postmeisterin, die sogar Szenenapplaus erhielt. Ariane Grieder und Therry Hübscher brillieren als klatschsüchtige Gutsbesitzerinnen. Corinne Mendelin sorgt als Zimmermädchen mit einigen anzüglichen, aber harmlosen Gesten für Lacher. Als Polizist muss Christian Berger strammstehen und Regisseur Geri Michel sorgt als betrunkener Arzt gleich zu Beginn mit einem Medley von russischen Wörtern für Gelächter. Sechs Spielende treten in Mehrfachrollen auf. Insgesamt darf Geri Michels Aufführung in Mundart als gut geglückt angesehen werden.

Ensemble der Theatergruppe Hochwald: Gogol, «Der Revisor», Hobelträff, Freitag, 3. Februar, 20 Uhr; Samstag, 4. Februar, 20 Uhr. Saalöffnung um 18.30 Uhr.

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