Richtungsstreit im Kloster Dornach

Ein Teil des Vereinsvorstandes der «Freunde des Kloster Dornach» wehrt sich gegen die Umbaupläne des Stiftungsrates. Vereinspräsident Hans Abt ist hingegen für das Projekt. Der Konflikt dreht sich auch um die künftige Ausrichtung der Institution.

Verlangen Marschhalt: Gabriela Widmer (l.), Joe Dietlin und Franzisca Berther vom Verein «Freunde des Kloster Dornach».  Foto: Thomas Kramer
Verlangen Marschhalt: Gabriela Widmer (l.), Joe Dietlin und Franzisca Berther vom Verein «Freunde des Kloster Dornach». Foto: Thomas Kramer

Oliver Sterchi

Bereits über 25 Jahre ist es her, dass die letzten Kapuzinermönche aus den geschichtsträchtigen Gemäuern des Klosters Dornach ausgezogen sind. Zwar finden dort immer noch Gottesdienste statt, doch inzwischen ist der ehemals rein spirituelle Ort zu einem modernen Begegnungs- und Kulturzentrum geworden, das unter dem institutionellen Dach einer Stiftung auch ein Restaurant und ein Hotel betreibt. Während sich der Stiftungsrat um die strategische Ausrichtung der Institution kümmert, leistet der Verein «Freunde des Kloster Dornach» viel ehrenamtliche Arbeit, um die jahrhundertealte Tradition des Klosters zu bewahren. So pflegen seine Mitglieder etwa den Klostergarten.

Baueinsprache gegen die Umbaupläne

Doch nun gibt es ernsthafte Differenzen zwischen dem Verein und dem Stiftungsrat: Ein Teil des Vereinsvorstandes, darunter Vize-Präsident Joe Dietlin, wehrt sich per Baueinsprache gegen die Umbaupläne des Stiftungsrates. Dieser hat Ende August beschlossen, die historische Anlage des Klosters in verschiedenen Bereichen umzubauen und neu zu gestalten (das «Wochenblatt» berichtete). Unter anderem soll das Restaurant vergrössert werden. Dies zulasten der Sakristei, die stattdessen in den Raum verlegt würde, wo sich jetzt die Hotelrezeption befindet. Letztere wiederum soll gemäss Umbauplänen in einen neuen Glaskubus beim Haupteingang ziehen. Die Verlegung der Sakristei ist für Dietlin und seine Mitstreiter der Stein des Anstosses.

 In der begründeten Einsprache bemängeln sie, dass damit die spirituelle Komponente des Klosters zugunsten des weltlichen Gastrobetriebes weiter in den Hintergrund gedrängt werde – dies stehe im Widerspruch zur Stiftungsurkunde, welche die Fortsetzung der jahrhundertealten kirchlichen Tradition des Klosters vorschreibe. «Mit diesen Umbauplänen verdient es das Kloster Dornach nicht mehr, als Kloster bezeichnet zu werden», sagt Dietlin. Vereinspräsident Hans Abt beteiligte sich indes nicht an der Einsprache. Er ist Delegierter der «Freunde des Kloster Dornach» im Stiftungsrat und trägt die Umbaupläne des Gremiums entsprechend mit: «Ich bin für das Projekt, auch wenn ich damit im Vereinsvorstand eine Minderheitsposition vertrete.»

«Stiftungszweck wird hintergangen»

Dietlin und seinen Vorstandskollegen geht es ohnehin nur vordergründig um die konkreten baulichen Massnahmen. Dahinter steckt vielmehr ein Streit um die künftige Ausrichtung der Institution: Soll das Kloster in Zukunft vermehrt auf die wirtschaftlich profitablen Bereiche Gastronomie und Hotellerie setzen, so wie es der Stiftungsrat vorsieht? Oder soll es sich auf seine Wurzeln besinnen und dem Spirituellem wortwörtlich mehr Platz einräumen? So jedenfalls will es die Mehrheit des Vereinsvorstandes. Neben Dietlin engagieren sich auch die Vorstandsmitglieder Franzisca Ber-ther und Gabriele Widmer sowie der ehemalige Rector ecclesiae des Klosters, Ernst Eggenschwiler, für den Erhalt der Sakristei und damit für eine verstärkte Gewichtung der religiösen Komponente.

 «Wir beobachten mit Sorge, wie der Stiftungszweck des Klosters vom Stiftungsrat einfach übergangen wird. Es geht uns nicht primär um die Sakristei, sondern um die Ausrichtung des Klosters», sagt Berther. Und Pfarrer Eggenschwiler ergänzt: «Die Akzentverlagerung zur Gastronomie legt den Verdacht nahe, dass die Leute im Stiftungsrat die Grundsatzdokumente gar nicht gelesen haben.» Mit der Baueinsprache wolle man einen Marschhalt erreichen und den Stiftungsrat dazu bringen, die ganze Situation nochmals zu überdenken, sagt Dietlin. «Es braucht jetzt eine Grundsatzdiskussion mit allen Beteiligten», fordert der Vizepräsident.

Kommunikationsproblem im Verein?

Der Widerstand gegen das Bauprojekt kommt jedoch zu einem denkbar späten Zeitpunkt. Dessen sei man sich bewusst, sagt Dietlin, aber: «Wir haben erst Ende August von den konkreten Umbauplänen erfahren und konnten nicht früher reagieren.» Dies mutet etwas seltsam an, stellen die «Freunde» mit ihrem Vereinspräsidenten Hans Abt doch einen Vertreter im Stiftungsrat. Dieser stellt klar, dass er den Vereinsvorstand bereits sehr früh über den Stand der Planung informiert habe: «Ich habe den Vorstand stets auf dem Laufenden gehalten, was diese Angelegenheit betrifft. Wenn Herr Dietlin etwas anderes behauptet, ist das schlichtweg nicht richtig», sagt Abt. Gibt es bei den «Freunden des Kloster Dornach» also ein internes Kommunikationsproblem? Dazu Abt: «Das kommentiere ich nicht.»

Keine Akzentverschiebung

Stiftungsratspräsident Lorenz Altenbach indes weist den Vorwurf der Zweckentfremdung entschieden zurück: «Mit den Umbaumassnahmen findet keine Akzentverschiebung zum Gastrobereich statt. Der religiöse Klosterbetrieb wird gleich weitergehen wie zuvor.» Die Umbauarbeiten seien allein schon aus Feuerschutzgründen dringend angezeigt, so Altenbach.

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