Denise Wyss ist die neue christkatholische Pfarrerin

Am letzten Sonntag wurde in der Klosterkirche Denise Wyss von Bischof Harald Rein als Pfarrerin der Kirchgemeinde Baselland eingesetzt. Susanne Cappus wurde im Gottesdienst zur Diakonin geweiht.

Ihr gefällt es an ihrem neuen Wirkungsort: Die christkatholische Pfarrerin Denise Wyss in der Klosterkirche Dornach.  Foto: ZVG (Sarah Ley)
Ihr gefällt es an ihrem neuen Wirkungsort: Die christkatholische Pfarrerin Denise Wyss in der Klosterkirche Dornach. Foto: ZVG (Sarah Ley)

Thomas Brunnschweiler

Bereits seit zwei Jahren finden in der Klosterkirche Dornach christkatholische Gottesdienste für die Gemeinde Baselland, die Diaspora Dorneck-Thierstein und die Gemeinde Laufen statt. Die christkatholische oder altkatholische Kirche entstand nach 1870 durch den theologischen Widerstand gegen die neuen Dogmen des 1. Vaticanums und durch liberale politische Interessen im Kulturkampf. Die Kirche kennt keinen Pflichtzölibat, keinen Ausschluss der Frauen vom priesterlichen und bischöflichen Amt, anerkennt die Gewissensfreiheit und alle Konzilsbeschlüsse der alten Kirche und erlaubt es dem Einzelnen, bis dreimal kirchlich zu heiraten.

Glaube und Heilung gehören zusammen
Nach zwei Jahren an der Theologischen Fakultät in Luzern konvertierte Denise Wyss aus Gründen der inneren Überzeugung zur christkatholischen Kirche. Ihr Studium schloss sie an der Christkatholischen Fakultät in Bern ab. Bevor sie zur Priesterin geweiht wurde, war sie Diakonin. «Ich hätte mir auch vorstellen können, protestantische Pfarrerin zu werden», sagt sie, «aber ich fühlte mich emotional immer stark zur Liturgie hingezogen.» Als Denise Wyss im Jahr 2000 als erste Frau in der Christkatholischen Kirche der Schweiz die Priesterweihe erhielt, stand sie eine Weile im Rampenlicht der Medien.

Fünf Jahre war sie Pfarrerin in der Kirchgemeinde Baden-Brugg, vier Jahre gleichzeitig in Aarau, bevor sie ihre pfarramtliche Tätigkeit zugunsten einer Weiterbildung in systemischer Familien- und Traumatherapie unterbrach. «Die herkömmliche Seelsorge ist fast zu oberflächlich, sodass die tiefere Auslotung einer seelischen Problematik wichtig ist. Ich orientiere mich hier am jesuanischen Modell, bei dem Glaube und Heilung zusammengehören», erklärt Denise Wyss, die in ihrer Freizeit gerne wandert, Walking betreibt und liest.

Vielseitige Aufgaben
Mit der Betreuung der Gemeinde Baselland, die in Arlesheim ihren Hauptsitz hat, der Gemeinde in Laufen und der Diaspora Dorneck-Thierstein hat Denise Wyss ein auch geografisch weit gespanntes Arbeitsfeld. Dazu kommen das derzeitige Präsidium der Ökumenischen Medienkommission und andere Funktionen. Obwohl die christkatholische Kirche viele Bedürfnisse von progressiven Katholiken erfüllt, wird sie doch nicht von Eintrittswilligen überrannt. Weshalb nicht? «Die Situation ist heute im Gegensatz zu 1870 eine völlig andere», erklärt Denise Wyss, «viele Formen der Partizipation sind auf Gemeindeebene in der römisch-katholischen Kirche umgesetzt. Dazu kommt die Tatsache, dass aktive Katholiken, die in einem Beziehungsnetz eingebettet sind, dieses nur ungern verlassen und zudem die Erneuerungen gerne in der eigenen Kirche sehen würden.»

Obwohl es bei den Christkatholiken mehr Ein- als Austritte gibt, führt die
demografische Entwicklung in dieser Kirche ebenfalls zu einem Mitgliederschwund. Für das spirituelle Leben im Kloster Dornach kann die Anwesenheit der Christkatholiken aber nur ein Gewinn sein.

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