«Die Abschiede hängten immer mehr an»

Die Gründerin und heu­tige Stiftungsrats­präsidentin vom Hospiz im Park, Vreni Grether, wurde kürzlich 80 Jahre alt. Mit ihrem Lebenswerk hat sie Pionierarbeit geleistet.

Treibende Kraft bei der Gründung des Hospizes: Vreni Grether, hier begleitet von ihrer Hündin Gioia. Foto: Tobias Gfeller
Treibende Kraft bei der Gründung des Hospizes: Vreni Grether, hier begleitet von ihrer Hündin Gioia. Foto: Tobias Gfeller

«Es geht manchmal vergessen, wenn etwas seit Jahren gut läuft, wie alles angefangen hat.» Vreni Grether blickt nachdenklich, aber auch mit viel Befriedigung auf ihr Lebenswerk zurück. Am 1. Juni 1996 eröffnete das Hospiz im Park am Stollenrain in Arlesheim als in der Spitallandschaft neuartige Klinik. Nicht viele trauten Grether damals zu, eine solche Institution auf die Beine stellen zu können. Hausärzte in der Region hielten ein Hospiz nicht für nötig, da sie ja selber ihre Patientinnen und Patienten in den Tod begleiteten.

Vreni Grether musste in den Anfangsjahren des Hospizes an vielen Fronten um Akzeptanz kämpfen. Vom Baselbieter Regierungsrat wurde das Hospiz zuerst als Pflegeheim, aber nicht als Spital gelistet, was finanziell gravierende Folgen hatte, weil die Krankenkassen viel weniger zahlen mussten. Als das Hospiz dann doch als Spital gelistet wurde, erhoben Krankenkassen Rekurs. Erst Bundesrätin Ruth Dreifuss (SP) habe national für Akzeptanz von Palliative Care gesorgt, betont Vreni Grether.

Am 10. Juni wurde die Gründerin und heutige Stiftungsratspräsidentin anlässlich ihres 80. Geburtstags mit einer Feier geehrt. Der Baselbieter Gesundheitsdirektor Thomas Weber (SVP) und der Palliative-Care-Pionier Dr. med. Roland Kunz würdigten das Lebenswerk von Vreni Grether. Die gebürtige Baslerin hat selber Pionierarbeit für Palliative Care geleistet. Dafür wurde ihr 2018 von der Universität Basel die Ehrendoktorwürde verliehen.

Herausforderungen gemeistert, Widerstände durchbrochen

In der Gründung des Hospizes war ­Vreni Grether, die mittlerweile in Arlesheim wohnt, die Ideengeberin und treibende Kraft, aber nicht alleine, stellt die Jubilarin klar. Auch in den Jahren danach hat sie es geschafft, die richtigen Leute an ihre Seite zu holen. Denn Gre­ther hatte weder eine medizinische noch eine pflegerische, noch eine seelsorgerische Ausbildung. Ihre Bereitschaft und ihre Hartnäckigkeit, ein Spital speziell für Menschen im letzten Lebensabschnitt zu erstellen, seien aber derart gross gewesen, dass sie sämtliche Herausforderungen meistern und Widerstände durchbrechen konnte.

Auf die Liegenschaft am Stollenrain sei sie per Zufall durch ihren Ex-Mann gestossen. Vreni Grether schaute sich das Haus vor Ort an. Beim Blick von der Terrasse über den Park war für sie der Fall klar: «Hier muss das Hospiz stehen.» Finanziell möglich wurde der Kauf der Liegenschaft dank dem Erbe von ihrem früh verstorbenen Vater.

Es war dies auch das Ereignis in ihrem Leben, das sie erstmals mit dem Tod in Verbindung brachte. Das Thema liess Vreni Grether nicht mehr los. Nach dem Auszug ihrer eigenen Kinder suchte sie eine neue Aufgabe und fand mit der Betreuung von Menschen im letzten Lebensabschnitt eine Berufung. Damit schuf Vreni Grether eine Institution, die heute weit über Arlesheim und das ­Birseck hinaus Ansehen und Bedeutung geniesst.

Das Hospiz im Park erlebte unter der Führung von Vreni Grether bis heute regelmässig bauliche und organisatorische Veränderungen. Ein Neubau sorgte für Entlastung beim Patientenhaus. Seit acht Jahren ist das Hospiz als Klinik für spezialisierte Palliative Care zertifiziert. Dies bedeutet, dass es auch komplexe und ­instabile Fälle aufnehmen kann.

Noch immer würde der Grossteil der Patientinnen und Patienten im Hospiz sterben, ein kleiner Teil komme auch nur vorübergehend als Zwischenstation zwischen Spital und dem eigenen Zuhause hierher. Auch seien es nicht nur alte Menschen, die Palliative Care brauchen, sagt Vreni Grether.

Während sie lange in der Pflege als Freiwillige mitarbeitete, zog sich Vreni Grether in den vergangenen drei Jahren aus dem operativen Bereich mehr und mehr zurück. Die Distanz habe sie auch gebraucht, gibt die 80-Jährige zu bedenken. Die Summe an Schicksalen setzte ihr psychisch immer zu. «Die Abschiede hängten immer mehr an.» Wieder neue Hoffnung und positive Eindrücke hätten ihr ihre fünf Enkel gegeben. «Sie zeigen mir, dass es auch neues Leben gibt und das Leben weitergeht.»

Erleichtert ist Vreni Grether, dass sie kürzlich ihre Nachfolge regeln konnte. Stiftungsratsmitglied Walter Brunner, einst Geschäftsführer der Mutter­gesellschaft «Palliative ch», wird das ­Präsidium im Laufe dieses Jahres übernehmen. Mit dem 80. Geburtstag der Gründerin endet beim Hospiz im Park eine Ära.

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