Die Birsstadt sucht ihre Identität

Reinachs Gemeindepräsident Urs Hintermann diskutierte an einem Podium mit Planern und Architekten über die Zukunft der Birsstadt.

Intensives Gespräch: Fachleute tauschen sich mit der interessierten Bevölkerung über die Birsstadt aus.  Foto: Tobias Gfeller
Intensives Gespräch: Fachleute tauschen sich mit der interessierten Bevölkerung über die Birsstadt aus. Foto: Tobias Gfeller

Tobias Gfeller

Ein volles Podium und sehr gut besetzte Stuhlreihen in der Arlesheimer Trotte versprachen einen interessanten Abend. «Was ist die Birsstadt heute und wie wird sie womöglich in der Zukunft aussehen?», fragte die Arlesheimer SP, die den Anlass organisiert hatte. Mit Reinachs Gemeindepräsident Urs Hintermann und Martin Kolb als Leiter des Planungsamts des Kantons Baselland trafen der Kopf der Birsstadt und ein wichtiger Vertreter des Kantons aufeinander, die ja zuletzt bezüglich der Entwicklung der Region im Birstal nicht immer einer Meinung waren. Doch von beiden kamen versöhnliche Töne, wenn auch Hintermann klar machte, dass er vom Kanton finanzielle Unterstützung für das Projekt Birs-stadt erwartet.

«Bringt die Birsstadt dem Kanton etwas?», fragte Kolb und antwortete gleich selber: «Ja, die Birsstadt bringt dem Kanton etwas. Es geht um konkrete pragmatische Fragen. Die Gemeinden müssen zusammenarbeiten, da sie in vielen Fällen die Aufgaben nicht mehr selber bewältigen können.» Für Kolb ist die Birsstadt auch ein «Experiment, ein Labor, wo man für die Zukunft erkennt, was raumplanerisch möglich ist». Auch Urs Hintermann bekräftigte, dass sich die Aktivitäten keinesfalls gegen den Kanton, sondern für die Gemeinden gedacht sind.

Grossprojekte fördern Identität
Immer wieder kam die Frage nach der Identität auf. Der Architekt und Planer Timothy Nissen könnte sich sogar einen FC Birsstadt oder Birsstadt-Preise für Kunst und Kultur vorstellen, um die gemeinsame Identität zu fördern. «Es muss nicht immer nur um materielle Belange gehen», so Nissen. Für den Grünen-Landrat Klaus Kirchmayr, Aesch, der sich aus dem Publikum meldete, spielt die Frage nach der Identität eine zentrale Rolle. «Es bräuchte ein Projekt, hinter das sich alle acht Birsstadt-Gemeinden stellen könnten. Es braucht etwas, das gemeinsam ist und das man anfassen kann.»

Als solches «Leuchtturmprojekt» wurde von mehreren Personen die Deckelung der Autobahn H18 genannt. Alle waren sich einig, dass der Birspark dadurch aufgewertet würde. Architektin Astrid Peissard brachte immer wieder die raumplanerische und wirtschaftliche Zusammenarbeit ins Spiel. «Man müsste die verschiedenen Räume miteinander bewirtschaften. Es gibt ein grosses Potenzial in den grossflächigen Industriebrachen. Wir müssen eine Lanze zum raumplanerischen Vernetzen brechen.»

Verdichtung in der Agglomeration
Diese raumplanerische Vernetzung spielt bei der Verdichtung in den Agglomerationsgemeinden eine grosse Rolle. Doch diese Verdichtung, die aufgrund des grösseren Raumbedarfs pro Person und der wachsenden Bevölkerungszahl unumgänglich ist, hat Grenzen. «In unserem Zonenplan ist die Verdichtung drin. Aber wir wollen nicht einfach alles zubetonieren», bekräftigte Hintermann.

Auch Martin Sandtner als Leiter des Planungsamts Basel-Stadt und Patrick Leypoldt als Geschäftsführer des Agglomerationsprogramms Basel sind überzeugt, dass diese Verdichtung eher in der Agglomeration als in den ländlichen Gebieten passieren soll. «Verdichtung soll dort stattfinden, wo jetzt schon eine Dichte herrscht und eine Verkehrsinfrastruktur besteht», so Sandtner. «Wir müssen im Kern wachsen», unterstrich Leypoldt diese Aussage.

Das von Journalist Toprak Yerguz souverän geleitete Podium brachte die bekannten Fragen zur Birsstadt hervor. Eine konkrete Antwort, wie die Birsstadt in ein paar Jahren aussehen wird, konnten aber auch die Podiumsteilnehmer nicht geben. Zu viele Unbekannte würden dabei eine Rolle spielen, so der Grundtenor.

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