Generationenprojekt: Senioren drücken die Schulbank

Ebenso kundig wie geduldig zeigten einige Arlesheimer Schülerinnen und Schüler Vertretern der älteren Generation, wie ein iPad funktioniert. Schritt für Schritt erschlossen sich so den Senioren die Geheimnisse dieses seltsam flachen Geräts.

Die digitale Welt kennenlernen: Jung und Alt beugten sich im Arlesheimer Dom-Schulhaus über iPads, um gemeinsam dessen Geheimnisse zu erkunden.  Foto: Thomas Immoos
Die digitale Welt kennenlernen: Jung und Alt beugten sich im Arlesheimer Dom-Schulhaus über iPads, um gemeinsam dessen Geheimnisse zu erkunden. Foto: Thomas Immoos

Ein ungewöhnliches Bild bot sich am Mittwoch vergangener Woche im Schulhaus am Domplatz in Arlesheim. An den Schulbänken sassen ältere Menschen – und neben ihnen um etliche Jahrzehnte jüngere Schülerinnen und Schüler, Mitglieder des Freizeitkurses «iPad-Stärnli». Die Seniorinnen und Senioren hatten sich zum iPad-Kurs angemeldet, zu dem die Schülerschaft und Lehrerin Cécile Bühlmann eingeladen hatten. Barbara Krieg, Fachleiterin Digitale Medien bei Pro Senectute, hat den Kurs im Auftrag der Gemeinde Arlesheim mitorganisiert. Sie freute sich über das Interesse der Kursteilnehmenden und das Engagement der Jugendlichen. Und schon übernahm Cécile Bühlmann Huber die Moderation. In kurzen Worten erläuterte sie einige Schlüsselbegriffe.

Schwellenangst überwinden

Anschliessend ging es in Zweier- und Dreiergruppen weiter. Je ein Schulkind setzte sich zu einer oder zwei Seniorinnen hin. Die hatten erst mal die Scheu zu überwinden, auf komischen Bildli – den Icons – des Geräts herumzudrücken, aus der Angst heraus, irgendeine unbekannte Funktion könnte deswegen zerstört werden. Geduldig und einfühlsam nahmen die Kinder ihnen die Schwellenangst. Schritt für Schritt erklärten sie, wie das Gerät ein- und auszuschalten ist und wofür die vielen Apps gut sind.

Dabei unterschied sich die Einschätzung der beiden Generationen, was denn nun zu den wesentlichen Funktionen eines solchen Tablets zählt, da und dort: «Das ist ein Schrittzähler», sagte ein Mädchen zu einer älteren Frau. «O, das brauche ich nicht», lautete sogleich die Antwort. Die Frau war vor allem an den Grundapplikationen wie Telefonieren, dem Versenden und Empfangen von Mails und dem Fotografieren interessiert. Also jenen Grundfunktionen, die die junge Generation bereits im Schlaf kennt und zu bedienen weiss. Ein Bub zeigte, welches sein Lieblingston auf dem Wecker ist. Dabei scrollte er flink die ganze Liste der angebotenen Töne herunter und schaltete den untersten ein: «Das ist er», erläuterte er schmunzelnd. Ein eher kreischendes Geräusch war zu hören. «Klingt wie ein Feuerwehrauto», lautete der Kommentar des Gegenübers.

Gemeinsam mit Cécile Bühlmann arbeitete man zudem die abgegebenen Kursblätter ab. Dort waren jene Informationen enthalten, welche die Schülerinnen und Schüler ihren Senioren mündlich gegeben hatten. So können die Kursteilnehmenden zu Hause üben.

Der Kurs sei ein gutes Generationenprojekt, freut sich Barbara Krieg. Die Seniorinnen und Senioren würden sicherer im Umgang mit den neuen Technologien. «Und die Kinder lernen, Geduld zu zeigen, wenn sie etwas für sie Selbstverständliches erklären.» So arbeitete man sich von App zu App und rasch gelangte man zu den Spielen. Auch hier sind die Kinder sehr versiert. Spiele, die die älteren Personen ihr Leben lang noch analog gespielt haben, erscheinen nun digital auf dem Bildschirm – und lassen sich erst noch zu zweit spielen. «Gamen» nennt sich das bei den Jugendlichen.

Die Seniorinnen und Senioren werden noch zwei weitere Male für jeweils anderthalb Stunden die Schulbank drücken. Denn noch sind nicht alle Kursblätter abgearbeitet. Aber strahlend erzählen sie, dass sie schon im Internet gesurft sind, gegamt und Selfies geschossen haben. Und alle Beteiligten freuen sich schon auf die nächsten Kurstage.

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