Der Kohlemeiler brennt

Am Sonntag haben die Bürgergemeinde Münchenstein und die Forst- betriebsgemeinschaft Arlesheim-Münchenstein ihr Doppeljubiläum in der Ermitage gefeiert. Für diesen Anlass hat die Köhlerin Doris Wicki einen Kohlenmeiler angezündet.

Der grosse Moment: Köhlerin Doris Wicki schüttet Glut in den Kohlenmeiler, um ihn zu entfachen.  Foto: Milos Mihajlovic
Der grosse Moment: Köhlerin Doris Wicki schüttet Glut in den Kohlenmeiler, um ihn zu entfachen. Foto: Milos Mihajlovic

Über der Ermitage schien die Sonne, ein zarter Nebelschleier zog am Schloss Birseck vorüber. Weiter hinten, beim Pulverhüsli, herrschte Feststimmung. Die Besucher genossen ihren Brunch und der Musikverein gab seine Stücke zum Besten. Spannung lag in der Luft. Alle warteten darauf, dass der Kohlemeiler nach zweiwöchiger Aufbauarbeit angezündet wird.

Doch Geduld, erst kamen die Eröffnungsreden. Bürgerratspräsident Stephan Kink war als Erster dran. Er freute sich sichtlich über den grossen Publikumsaufmarsch: «Ich hätte nie damit gerechnet, dass so viel Leute kommen würden.» Bis zu 400 Personen waren anwesend. Anlass für das Anzündfest war ein Doppeljubiläum: Die Bürgergemeinde Münchenstein feiert dieses Jahr sein 100-jähriges und der Forstbetrieb Arlesheim-Münchenstein sein 20-jähriges Bestehen. Auch Münchensteins Bürgerratspräsident Christian Banga hielt eine Rede und lobte dabei die Zusammenarbeit zwischen Arlesheim und Münchenstein. Daraufhin erschallten Alphornklänge der Gruppe «Echo vom Birseck».

Einst Coiffeuse, heute Köhlerin

Schliesslich war alles bereit den Meiler anzuzünden – allen voran Köhlerin Doris Wicki. Im schwarzen Anzug und mit rotem Halstuch stieg sie mit einer Schaufel voll Glut auf einer Leiter bis zum obersten Punkt des Meilers. Oben angekommen, schüttete sie die Glut in den Schacht, der mitten in das kuppelförmige Gebilde führt. Rauch stieg aus dem Loch auf und umhüllte schon bald das Publikum. Die Freude war gross und wie gebannt guckten die Zuschauer dem Treiben zu. Sie fotografierten und filmten mit Fotoapparaten und Handy-Kameras. Ein einmaliger Augenblick. Stephan Kink freute sich darüber, dass seine Idee Wirklichkeit geworden war: «Seit Jahren schon geistert die Idee in meinem Kopf umher, einen Kohlemeiler in Arlesheim aufzubauen und anzuzünden», erklärte Kink.

Doris Wicki ist eine leidenschaftliche Köhlerin mit Understatement. «Das Beste daran ist für mich, wenn am Schluss aus dem Meiler Kohle geworden ist», sagte Wicki, die sich vor der Köhlerei als Coiffeuse betätigte. Nun jedoch hält die Entlebucherin ein uraltes Handwerk lebendig und bietet seit rund 14 Jahren die Köhlerei als Event an. Sogleich holte sie einen Eimer mit Holzschnipseln und schüttete sie in den Schacht des Kohlenmeilers. Nun wird sie ihn eine Woche lang am Glühen halten. Rund um die Uhr. Deshalb steht ihr Wohnwagen gleich neben dem Meiler, damit sie auch während der Nacht nach dem Rechten schauen kann. Es mache ihr nichts aus, deswegen alle zwei Stunden aufstehen zu müssen: «Wenn man die richtige Einstellung hat, ist das kein Problem», so Wicki.

Kohle in zwei Wochen kaufbereit

Nach dem feierlichen Anzündakt stand die Holzschnitzshow mit Norman Altermatt auf dem Programm. Mit der Motorsäge fräste er im Nu ein Wildschwein aus dem Holz. Später gab dann noch eine Gastformation der Thunersee Musikanten den Ton an. Bis zum Sonntag, 11. November, ist das Köhlerbeizli beim Pulverhüsli offen. An diesem Tag und am Samstag zuvor wird die Kohle vor Ort abgepackt und kann für 10 Franken pro 6-Kilo-Sack gegen Barzahlung gekauft werden. Die exakten Öffnungszeiten des Köhlerbeizlis sind unter www. 20-jahre-unser-wald.ch zu finden. Dort ist ebenfalls ein fortlaufendes Zeitraffer-Video zu finden, aufgenommen von einer Webcam, die den gesamten Prozess vom Aufbau des Kohlenmeilers bis zum Abbau festhält.

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