«Schwarze Kunst» in der Ermitage

Zum Doppeljubiläum der Bürgergemeinde Münchenstein und der Forstbetriebsgemeinschaft Arlesheim-Münchenstein wird mit einem Kohlenmeiler ein altes Handwerk wiederbelebt.

Verwandelt 15 Ster Holz in eine Tonne Kohle: Doris Wicki baut ab Montag in Arlesheim einen Kohlenmeiler auf.  Foto: ZVG
Verwandelt 15 Ster Holz in eine Tonne Kohle: Doris Wicki baut ab Montag in Arlesheim einen Kohlenmeiler auf. Foto: ZVG

Was heute zumeist aus Osteuropa importiert und dort innerhalb von zwei Tagen maschinell hergestellt wird, entstand im 18. und 19. Jahrhundert auch hier im Birseck in mühseliger Handarbeit. Mehrere Ster Holz wurden damals zu einer Art Holz-Iglu gestapelt und von einem Köhler in der Mitte bis auf 500 Grad erhitzt. Während Tagen wurde das Holz verkohlt und lieferte einen wichtigen Rohstoff. Diese Kohlenmeiler stellten für die industrielle Entwicklung einen grossen Fortschritt dar, weiss Doris Wicki, die das traditionelle Handwerk noch heute betreibt, um die Erinnerung daran aufrechtzuerhalten. «Dank dem hohen Heizwert der Kohle konnten in dieser Form erstmals Materialien wie Eisenerz verarbeitet und so Werkzeuge hergestellt werden.» Während des Verkohlungsprozesses wird dem Holz die Feuchtigkeit entzogen. Das Teer und der Essig verschwinden, reine Kohle bleibt übrig. Aus der Industrie sind die Kohlenmeiler längst verschwunden. Doch acht Köhler im Entlebuch betreiben das uralte Handwerk als Nebenerwerb zu ihren Bergbauernhöfen.

24 Stunden überwachen

Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der Bürgergemeinde Münchenstein und der Forstbetriebsgemeinschaft Arlesheim-Münchenstein stellt Doris Wicki ab kommenden Montag in der Ermitage beim Pulverhüsli aus 15 Ster Holz eine Tonne Kohle her. Der Aufbau des Kohlenmeilers dauert eine knappe Woche. Am 21. Oktober wird der Kohlenmeiler mit einem kleinen Festakt angezündet.

Doris Wicki ist während des rund einwöchigen Verkohlungsprozesses Tag und Nacht beim Kohlenmeiler, da dieser mindestens jede zweite Stunde kontrolliert werden muss. Sie muss den Luftzugang laufend über Löcher regulieren. Ist die Kohleproduktion abgeschlossen, wird dem Kohlenmeiler die Luftzufuhr gekappt und die Glut erstickt. Das Abkühlen dauert nochmals eine ganze Woche. Das Endprodukt, die reine Kohle aus heimischem Holz, kann die Bevölkerung vor Ort oder auch am Arlesheimer Dorfmärt kaufen.

Auf die Idee, einen Kohlenmeiler zu betreiben, kam Arlesheims Bürgerratspräsident Stephan Kink. «Viele Menschen wissen nicht mehr, was ein Kohlenmeiler ist, obwohl früher in Arlesheim und Münchenstein viel geköhlert wurde.» Für beide Dörfer war die Köhlerei ein wichtiger Wirtschaftszweig. Davon zeuge in Arlesheim noch heute der Kohleplatz. Bereits 2011 – im Rahmen der kantonalen Waldtage in Aesch – präsentierte Doris Wicki das alte Handwerk und begeisterte damit viele in der Region, erinnert sich Stephan Kink. «Es ist wirklich sehr spektakulär zum Zuschauen», verspricht der Arlesheimer Bürgerratspräsident. Der ganze Prozess kann übrigens über eine Webcam während 24 Stunden beobachtet werden.

Wald mit Konfliktpotenzial

Dies findet auch sein Münchensteiner Pendant, Christian Banga. Die beiden Bürgergemeinden und der gemeinsame Forstbetrieb rücken den Wald ins Zentrum der Jubiläumsfeierlichkeiten. «Wir möchten aufzeigen, wie wichtig der Wald für uns Menschen ist – und das nicht nur als Erholungsort», so Banga. Der Druck auf die Wälder hat stetig zugenommen, es kommt zu Konflikten zwischen unterschiedlichen Nutzern. Im Jubiläumsbuch «Der Wald bewegt uns alle» zeigt die Forstbetriebsgemeinschaft diese auf und fördert damit das gegenseitige Verständnis. «Man muss immer bedenken, dass man nicht alleine ist im Wald. Da gibt es andere Menschen mit anderen Bedürfnissen. Und vor allem auch gibt es die Natur.»

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