Von Hexen, Geistern und verschleppten Dorfschönheiten

Am Freitagabend entführt die Aescher Erzählerin Sylvia Diethelm die Zuhörer ins Reich der Baselbieter Sagen. Die Erzählungen werden musikalisch umrahmt und mit Holzschnitten illustriert.

«Jedes Dorf hat seine Hexengeschichten»: Sylvia Diethelm in ihrem Märchenatelier Kunterbunt in Aesch.  Foto: Isabelle Hitz
«Jedes Dorf hat seine Hexengeschichten»: Sylvia Diethelm in ihrem Märchenatelier Kunterbunt in Aesch. Foto: Isabelle Hitz

Wochenblatt: Frau Diethelm, worum geht es in den Sagen, die Sie am Freitagabend erzählen werden?

Sylvia Diethelm: Ich erzähle zum Beispiel von der «Blume des Dornachtals», der schönen Tochter des Sigrists von Arlesheim, die ins Schloss Birseck verschleppt wurde. Oder von der Hexenmatte in Pratteln, die heute noch so heisst, da sich dort Hexen und Hexer aus dem gesamten Dreiländereck zum Tanz getroffen haben. Hexen spielen in den Baselbieter Sagen eine sehr zentrale Rolle. Jedes Dorf hat seine Hexengeschichten. Aber auch andere seltsame Wesen und unheimliche Gestalten wie in Hunde verwandelte Menschen tummeln sich in den Sagen des Baselbiets.

Was muss man sich unter einer typischen Hexe aus einer Baselbieter Sage vorstellen?

Sylvia Diethelm: Das waren Frauen mit einer starken Naturbezogenheit, die mit Kräutern gearbeitet haben und oft hellsichtig waren. Frauen, die aus irgend einem Grund aussergewöhnliche Fähigkeiten besassen, gesellschaftlich aber nicht anerkannt waren und deshalb verfolgt wurden. In der ursprünglichen Fassung der Baselbieter Sagen von Suter und Strübin ist das zwar eine interessante geschichtliche Dokumentation über das Leben der Frauen, aber auch ein düsteres Kapitel. Da ich einen unterhaltsamen Abend bieten möchte, stelle ich daher die positiven Seiten in den Mittelpunkt und schreibe eigene Fassungen zu allen Sagen, die ich vortrage.

Was fasziniert Sie an den Baselbieter Sagen?

Sylvia Diethelm: Märchen erzählen von Orten, die über der Wirklichkeit stehen. Bei Sagen dagegen gibt es einen konkreten Ort und ein konkretes Ereignis, oft sogar noch eine Jahreszahl, um die eine Erzählung entstanden ist. Sagen beleben Orte, und man lernt aus ihnen vieles über die Umgebung.

Am Freitagabend treten Sie zusammen mit Klarinettist Marc Bätscher und Holzschnittkünstler Ruedi Pfirter auf. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Sylvia Diethelm: Es war immer mein Wunsch, Wort, Bild und Musik zusammenzubringen. Das hat eine tolle Wirkung. Auslöser zu dem Programm, wie wir es am Freitagabend zeigen werden, waren die Arbeiten des Hölsteiner Künstlers Ruedi Pfirter. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten intensiv mit Sagen aus der Region. Am Freitagabend projiziert er mit einigen seiner Farbholzschnitte Szenen aus den Baselbieter Sagen. In der Pause wird Pfirter seine Arbeit vorstellen und es besteht die Möglichkeit, Holzschnitte zu kaufen. Der bekannte Klarinettist Marc Bätscher wird zwischen den Sagen zeitgenössischen Stücke von Strawinsky, Debussy oder Messiaen aufführen.

Wie sind Sie zum Erzählen gekommen?

Sylvia Diethelm: In meiner Kindheit wurde bei uns zu Hause viel erzählt, später habe ich diese Tradition dann bei meinen drei Söhnen weitergeführt und meine Freude am Erzählen entdeckt. Auch in meinem Beruf als Religionslehrerin erzähle ich viel und gerne. Ich absolvierte eine Ausbildung zur Erzählerin bei Elisa Hilty in Winterthur und bildete mich in Gruppen und Coachings weiter. Seit fünfzehn Jahren trete ich als Erzählerin auf, zudem biete ich in meinem Märchenatelier in Aesch Kurse für Kinder und Erwachsene an.

 

Hexen Witches Sorcières

Sagenabend mit Sylvia Diethelm, Erzählerin, Marc Bätscher, Klarinette und Ruedi Pfirter, Holzschnitte. Freitag, 19. Januar 2018, 19.30 Uhr, Trotte Arlesheim. Das Programm richtet sich an Erwachsene, kann aber auch von Kindern ab etwa acht Jahren besucht werden. Freier Eintritt, Kollekte.

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