Mausklick statt Absprung

Nach dem Rücktritt von der Leichtathletik plant Marquis Richards seine berufliche Zukunft im Bereich der digitalen Kommunikation. Mit einem Kollegen hat er eine Agentur gegründet.

Stabhochsprunganlage mit Bürostuhl getauscht: Marquis Richards an seinem Arbeitsplatz.  Foto: Tobias Gfeller
Stabhochsprunganlage mit Bürostuhl getauscht: Marquis Richards an seinem Arbeitsplatz. Foto: Tobias Gfeller

Marquis Richards sitzt am edlen Holztisch am Computer in seiner neuen Wohnung an der Heuwaage in Basel. Trainingsdress und Nagelschuhe hat er gegen Hemd und Hose getauscht. Er wirkt aufgeräumt und strotzt nur so vor Elan. Typisch Marquis, denken sich wohl jene, die den fast immer gut gelaunten Arlesheimer kennen. Doch in seinem Leben hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren viel verändert.

Wo stehe ich in fünf Jahren? Was mache ich in zehn Jahren? Diese Fragen stellte sich der 26-Jährige Anfang 2016 und stiess in einem rationalen Denkprozess auf klare Antworten: Schluss mit dem Spitzensport, rein in die berufliche Laufbahn. Die sportlich schwierige Lage habe er dabei knallhart analysiert.

Die Suche nach der Erfüllung

Zuvor investierte der Stabhochsprung-Schweizermeister von 2015 noch einmal alles ins Projekt Olympia 2016 in Rio. Der Traum blieb ihm trotz innovativem Crowdfunding und einem hohen Trainingsaufwand verwehrt. Marquis Richards steckte den Kopf aber keineswegs in den Sand. Er fasste die Entscheidung, die sich schon länger abzeichnete. Der Entscheid zum Rücktritt vom Leistungssport sorgte bei ihm für Erleichterung. Der Schritt selber fiel ihm aber schwer. «Ich hatte Mühe, zu akzeptieren, dass es jetzt vorbei ist.» Mehr als zehn Jahre seines Lebens steckte Richards in den Spitzensport. Nach dem Rücktritt suchte er nach Erfüllung nach dem Sport. Er begann Gitarre zu spielen, zeichnete, ging auf Reisen und traf wieder häufiger seine Kollegen. All das, worauf er während seiner Karriere verzichtete. «Bewusst verzichtete», meint er dazu. Bereut habe er nie etwas. Nach dem Rücktritt gab es aber auch schwierige Zeiten. «Ich hatte Zweifel und fragte mich, wie jetzt meine Zukunft aussehen soll.»

Kontakt mit Kunden

Sport betreibt Marquis Richards noch immer regelmässig. Mehrmals wöchentlich trainiert er beim TV Arlesheim mit, schreibt Trainingskonzepte und gibt den jungen Leichtathleten Tipps. «Ich konnte selbst auch von Erfahrungen von Älteren profitieren. Genau diese möchte ich auch weitergeben.»

Beruflich schreibt Richards Konzepte für Firmen, die digital potenzielle Kunden, künftige Mitarbeiter oder das bereits bestehende Personal über digitale Kanäle – insbesondere über Videos – ansprechen wollen. Dafür hat er mit einem Kollegen die Agentur «richbell»gegründet. In der zukunftsträchtigen Branche sieht der Arlesheimer noch viel Potenzial in der Schweiz. Bereits während seiner Sportkarriere arbeitete er Teilzeit bei einer Werbeagentur. DerKontakt mit Kunden, die Ausarbeitung von Konzepten und das Präsentieren der eigenen Ideen begeistern ihn. Als offener und sprachgewandter Typ falle ihm dies auch leicht. «Ich stand schon als Jugendlicher bei der Suche nach Sponsoren vor CEOs von Firmen und verkaufte mich als Sportler als Produkt. Davon profitiere ich natürlich heute.»

Visionen der Zukunft

So minutiös wie Marquis Richards seine Sportkarriere plante und vorantrieb, so klar geht er nun als Co-Inhaber eines Unternehmens vor. Mit seinem Partner reiste er kürzlich nach Berlin und liess sich vom dortigen Boom der digitalen Kommunikation inspirieren. Ihm ist bewusst: Nur wer alles für den Erfolg tut, wird diesen auch haben. In der Agentur möchte er künftig Mitarbeiter anstellen und schweizweit und darüber hinaus Aufträge generieren. Wer Marquis Richards beim Schildern seiner Visionen zuhört, ist überzeugt, dass ihm dies auch gelingen wird.

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