Heitere Geschichten von einem ernsten Autor

Der Schriftsteller Markus Ramseier führte mit einem grossen Bouquet aus Mundartgeschichten durch die Arlesheimer Erzählnacht.

Seine Leidenschaft gilt dem Wort: Markus Ramseier während seiner Lesung in der Gemeindebibliothek. Foto: Fabia Maieroni
Seine Leidenschaft gilt dem Wort: Markus Ramseier während seiner Lesung in der Gemeindebibliothek. Foto: Fabia Maieroni

Zum elften Mal veranstaltete die Gemeindebibliothek Arlesheim am vergangenen Freitagabend eine Erzählnacht in ihren Räumlichkeiten an der Ermitagestrasse 2. Zu Gast war der Schriftsteller und Namenforscher Markus Ramseier, Autor des Buches «Vogelheu», das mit dem Kulturpreis des Kanton Baselland gewürdigt wurde. Erhöht auf einem Podest in einem roten Sessel sitzend, las Ramseier im Schein einer Leselampe von alltäglichen Situationen, aber auch von besonderen Begegnungen mit Mensch und Tier. Die stimmungsvolle Atmosphäre inmitten von Büchern der Bibliothek Arlesheim liess das Publikum vollumfänglich in Ramseiers Geschichten eintauchen. Umrahmt wurde das Programm durch ein Klarinettentrio der Musikschule Arlesheim. Marc Bätscher, Simon Lieb und Thomas Jäschke spielten drei Sätze von Mozarts Divertimento Nr. 3 und Russel-Smiths «Alice and the Mad Hater». Zur Klarinette habe Ramseier ein gespaltenes Verhältnis, liess der Autor sein Publikum gleich zu Beginn wissen. Er habe grossen Respekt vor den Musikern und er liebe den Klang ihres Instrumentes. Er selbst sei jedoch immer ein hoffnungsloser Fall gewesen, habe er doch als Kind stets Klarinettenunterricht erhalten und geübt und geübt – aber der Erfolg blieb aus. Seine Leidenschaft seien von jeher vielmehr die Worte gewesen.


Wald, Alltag und Rebberg

Mit Worten weiss der Prattler dafür umso geschickter umzugehen. Als Erstes führte der Schriftsteller sein Publikum auf eine Reise in den Wald – dorthin, wo es ihn besonders nachts hinzieht. Denn Markus Ramseier liebt es, in den späten Stunden durch den dunklen Wald zu laufen und dessen Bewohner zu beobachten. Angst habe er dabei keine. Was ihn antreibe, sei die Neugier, das Verlangen, den Wald möglichst ruhig mit allen Sinnen wahrnehmen zu können. So erstaunt es wenig, dass die ersten Geschichten, die er an diesem Abend vortrug, von besonderen Begegnungen mit Mensch und Tier im Wald handelten. Ramseier erzählte von den besonderen Geräuschen, die Wildschweine bei der Paarung von sich geben, einer furchteinflössenden Begegnung mit einem Bussard, die mit einer Kopfverletzung endete, und von einem Wettrennen mit einem Dachs. Ruhig und ernst erzählte der Autor von seinen Erlebnissen, während sein Publikum erstaunt, überrascht und amüsiert zuhörte.

Im zweiten Themenblock drehte sich alles um den Alltag und seine Facetten. Ramseier verstand es auch dort, einfache Erlebnisse raffiniert und witzig zu schildern und Alltagssituationen, die wohl jedem bekannt vorkamen, wortgewandt und amüsant wiederzugeben. Der wohl persönlichste und emotionalste Teil des Abends kam zum Schluss. Die Geschichten aus dem Rebberg, wo Ramseier als kleiner Junge oft mit seinem Grossvater Zeit verbrachte, waren emotional und berührten die Zuhörer. Das «Paradies», wie der Ort bei den Reben genannt wurde, war für Ramseier und seinen Grossvater ein Rückzugsort, wo Geschichten erzählt, Fragen gestellt und über Vieles nachgedacht wurde. Das Faible für Erzählungen scheint der Autor von seinem Grossvater geerbt zu haben. Viele Geschichten, so Ramseier, habe er seinen Kindern weitererzählt. Doch die ganz besonderen, die spare er sich für seine eigene Zeit als Grossvater auf. Und wer weiss, vielleicht findet Ramseier dann auch ein eigenes «Paradies», wo er seinen Enkeln seine Geschichten erzählen kann.

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