Webkunst in der Trotte

Die Weberei der Sonnhalde Gempen stellt in der Trotte Arlesheim noch bis Sonntag eine beeindruckende Vielfalt an gewebten Textilien aus.

Klang im Dialog mit Gewebtem: Ein Sonnhalde-Weber beim Auslegen des «Klangteppichs». Im Hintergrund die Musiker der Musikschule Basel.  Foto: Isabelle Hitz
Klang im Dialog mit Gewebtem: Ein Sonnhalde-Weber beim Auslegen des «Klangteppichs». Im Hintergrund die Musiker der Musikschule Basel. Foto: Isabelle Hitz

Auf zwei Stockwerken gewähren die Webenden der Sonnhalde erstmals im Rahmen einer öffentlichen Ausstellung einen Einblick in das kreative Schaffen der letzten Jahre. Zu bestaunen gibt es unter anderem handgewebte Sisalteppiche, leuchtend bunte Tücher, Teppiche aus handgesponnener Heidschnuckenwolle, Sitz- und Wollkissen, gewebte Jacken oder feinste geometrische Webstücke in Schwarz-Weiss. Kern und Anlass der Ausstellung ist ein Teppich, der von einem Kurs mit dem Musikerehepaar Nina Mayer und John MacKeown angeregt wurde und nun im Erdgeschoss bewundert werden kann.


Inspirationsquelle Musik

Im Jahr 2008 suchten die beiden Textildesignerinnen und Sozialagoginnen Barbara Do Linh und Margret Gund von der Sonnhalde nach Möglichkeiten, den Mitarbeitern in der Weberei mehr Raum für individuelle Kreationen zu bieten: «Wir geben den Webenden bei uns zwar den Rahmen und damit die Struktur für ihre Kreationen vor, innerhalb dieses Rahmens aber soll jeder frei sein in der Gestaltung», erklärt Do Linh den Leitfaden für kreatives Gestalten in der Weberei und bezogen auf den Titel der Ausstellung «Struktur und Freiheit».

Im Bemühen, diesem Grundsatz in der Arbeitsgemeinschaft Raum zu geben, entstanden die beiden Kurse «Musikalische und textile Rhythmen» mit Nina Mayer und John MacKeown 2008, die für alle Mitwirkenden zu bereichernden Erlebnissen führten und Inspirationen für den nun ausgestellten Teppich in der Trotte lieferten: In vielen Teppichteilen stecken Takte aus Beethovens Siebter Symphonie, in Struktur und Farbe umgesetzt. Die musikalische Zusammenarbeit mit Mayer und MacKeown regte jedoch nicht nur die Kreativität der Webenden an, auch im Sozialen habe sich viel ereignet: «Es ist sehr eindrücklich, wie sich in diesem Bereich etwas bewegt, wenn man gemeinsam musikalisch arbeitet», erzählt Barbara Do Linh. Der im Anschluss an den Kurs über Jahre entstandene Teppich, an dem auch die Musiker mitgewebt haben, wird nach der Ausstellung als Dank für die wertvollen Anregungen in das Zuhause der
MacKeown-Mayers ziehen.


Klangteppich

Am Sonntag fanden Musik und Weberei in der Trotte für ein paar Stunden noch einmal zusammen: John MacKeown und seine Klasse für Improvisation der Musikschule Basel liessen sich in der Ausstellung von den Textilien zu eigenen Momentmusiken inspirieren: «Wir wollten das, was aus der Musik entstanden ist, wieder in Musik zurückverwandeln», erklärt MacKeown die Aufführung. Die Webenden aus der Sonnhalde konnten zu dem improvisierten Klangteppich ihre Teppichteile neu anordnen und noch einmal die Zusammenarbeit mit den Musikern erleben. Sowohl John Mac-Keown wie auch Barbara Do Linh betonen, dass ihnen an der Ausstellung die Öffnung der Sonnhalde nach aussen besonders am Herzen liegt: «Eine Ausstellung ist immer auch eine Möglichkeit für unsere Betreuten, anderen Menschen zu begegnen», so Do Linh.

Struktur und Freiheit: Ausstellung der Weberei Sonnhalde Gempen in der Trotte Arlesheim, Eremitagestrasse 19. Donnerstag, 15 bis 18 Uhr, Freitag, 16 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 18 Uhr mit Finissage und Webworkshop.

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