Souverän sagt Ja zum Kultursaal und zur neuen Klinik Arlesheim

Für maximal sechs Millionen Franken will die Gemeinde am Stollenrain Kulturschaffenden und Vereinen aus dem Dorf ein Forum bieten. Die Gemeindeversammlung segnete auch den Quartierplan für den Neubau der benachbarten Klinik Arlesheim ab.

Neues Raumkonzept: Das Haus Wegman wird auch von der Hofseite ein neues Gesicht bekommen.  Foto: Edmondo Savoldelli
Neues Raumkonzept: Das Haus Wegman wird auch von der Hofseite ein neues Gesicht bekommen. Foto: Edmondo Savoldelli

Die Geschichte des Arlesheimer Kultursaals reicht eigentlich rund 50 Jahre zurück. Gemeindepräsident Markus Eigenmann beschränkte sich aber auf eine Rückblende bis 1992, als die Gemeinde im Rahmen der Bauinfrastrukturplanung beschloss, künftig Kultur und Sport baulich zu trennen. Vor 14 Jahren scheiterte der letzte Anlauf für ein Kulturzentrum im Badhof nach einem Referendum an der Urne. 2011 entschied der Gemeinderat, dass die Kultur im Dorf ein Zuhause haben soll.

Am Mittwoch stimmte die Arlesheimer Gemeindeversammlung nun dem Quartierplan Stollenrain Ost, der den Weg für den Kultursaal freimacht, mit grossem Mehr zu. Die Informationsoffensive des Gemeinderats in dieser
Sache erzielte offenbar den gewünschten Effekt und konnte Bedenken der Anwohner am Stollenrain weitgehend zerstreuen. Aber auch die Vereine und Kulturschaffenden, die schon seit Jahrzehnten auf eine bedarfsgerechte Infrastruktur warten, haben ordentlich mobilisiert. Die Aula des Gerenmattschulhauses, auch für Veranstaltungen der Musikschule chronisch zu klein, platzte aus allen Nähten.

Der Saalbau am Stollenrain wird für maximal 530 Personen sein und primär auf Musik ausgelegt sein, wobei auch andere Nutzungen möglich sind. Ummantelt wird der Saal von einer kommerziellen Nutzung mit Gastronomie, stillem Gewerbe und Wohnen. Der Mantelbau soll vollumfänglich von einem Investor finanziert werden.

Der Quartierplan lässt aber noch offen, ob der Saal durch einen Kopfbau ergänzt wird oder nicht. Man habe da mehrere städtebauliche Studien anfertigen lassen, führte der Hochbau-Verantwortliche, Gemeinderat Daniel Wyss, aus. Der Zugang für das Publikum wird über einen geschützten Innenhof erfolgen, der an den Pfeffingerhof anschliesst, um Lärmemissionen zulasten der Anwohner zu minimieren. Das Betriebskonzept wurde an der Gemeindeversammlung nur gestreift. «Wir haben aber eine sehr klare Vorstellung, wie der Betrieb des Saals aussehen soll», so Eigenmann. Das Wesentlichste: Der Saal soll von Arlesheimer Vereinen und Institutionen und nicht von externen Veranstaltern genutzt werden. So sollen darin primär bestehende Dorfanlässe stattfinden.

Als Nächstes wird nun ein Architekturwettbewerb ausgelöst. «Wir wollen eine möglichst gute und nicht die erstbeste Lösung.» Der Saal kann dann frühestens im Jahr 2021 in Betrieb genommen werden. Der Gemeindeversammlungs-
beschluss für den Baukredit über sechs Millionen Franken mitsamt dem Vorprojekt soll im zweiten Halbjahr 2018 erfolgen.


«Die Zeit ist reif»

In politischen Kreisen war der Saalbau in Arlesheim unbestritten. In der Gemeindekommission gab es einzig Enthaltungen aus finanzpolitischen Überlegungen. «Die Zeit ist reif», brachte Sprecher Oliver Ehinger (FDP) die Sache auf den Punkt. FDP-Sprecher Balz Stückelberger betonte, dass der Quartierplan-Entscheid eine Vorentscheidung für den Saal wird. Seine Partei war es, die das Scheitern des letzten Projekts im Badhof zu verantworten hat. «Das Referendum war ein guter Entscheid», sagte er. Damals sei der Saal doppelt so teuer und halb so gross gewesen. Eine Mahnung an die Adresse des Gemeinderats gab es einzig von der CVP. «Wir erwarten einen Plan B, falls kein Investor für die Mantelnutzung gefunden wird», so Parteisprecherin Christina Hatebur. Vonseiten der Anwohner des Stollenrains gab es vereinzelt kritische Voten. So wurde die Befürchtung geäussert, dass man unter erheblichem Mehrverkehr und Lärm durch die Veranstaltungen zu leiden hat.


Klinik Arlesheim baut sich neu

Die Klinik Arlesheim, die heute ein Listenspital ist und einen wesentlichen Teil der medizinischen Grundversorgung der Gemeinde anbietet, muss modernisiert werden, um den Leistungsauftrag weiterhin gewährleisten zu können. Die Klinik, welche aus dem Zusammenschluss der 1921 gegründeten anthroposophisch geprägten Ita-Wegman- und der Lukas-Klinik entstand, ist heute der grösste Arbeitgeber in der Gemeinde und beschäftigt 450 Menschen. Mit dem Neubau erhöht die Klinik die Bettenzahl moderat von 82 auf maximal 100. Der neue Quartierplan ermöglicht auch eine Erhöhung der Nutzung der Parzelle um 15 Prozent. Das lässt einen kompakteren Bau, der den prägende Grünraum, insbesondere den von Anwohnern geschätzten Park, schützt. Die Gemeindekommission wie auch Vertreter der Ortsparteien begrüssten den neuen Quartierplan, der – so Kommissionssprecherin Veronica Münger (SP) – auch ein Bekenntnis zum Standort Arlesheim sei, einhellig. Die Gemeindeversammlung genehmigte denn auch – wenig überraschend – den Quartierplan mit grossem Mehr und wenigen Gegenstimmen aus den Reihen der Klinik-Nachbarn vom Kirschweg.

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