«Unsere Volksmusik ist in steter Entwicklung begriffen»

Erneut spielt die Hanneli-Musig in Arlesheim auf. Sie stellt die Stücke ihrer neuen CD vor. Daneben spielen das Septett #fidel und die Jugendformation Strings. Das «Wochenblatt» sprach mit Ueli Mooser.

Hanneli-Musig, stets mit Hut: Johannes Schmid-Kunz, Dani Häusler, Fränggi Gehrig, Fabian Müller, Ueli Mooser und
Hanneli-Musig, stets mit Hut: Johannes Schmid-Kunz, Dani Häusler, Fränggi Gehrig, Fabian Müller, Ueli Mooser und

Wochenblatt: Ueli Mooser, Sie und Ihre Frau Chatrina sind Initiatoren der Hanneli- Musig. Zudem waren Sie viele Jahre Volksmusikredaktor bei DRS1 und erhielten 2010 den «Goldenen Violinschlüssel». Was zeichnet die Hanneli-Musig aus?

Ueli Mooser: Zunächst die originelle Besetzung, dann das aussergewöhnliche Repertoire, das wir fast ausschliesslich Hanny Christens bedeutender Sammlung entnehmen; schliesslich die besonderen Bearbeitungen des Notenmaterials.


Sie gelten als Ensemble der «neuen, innovativen Volksmusik», sind vor allem in der Deutschschweiz bekannt, wobei sie eher selten in der Nordwestschweiz auftreten. Wie sieht Ihre Präsenz im Ausland aus?

Ueli Mooser: Wir hatten erst je einen Auftritt im Vorarlberg und Südtirol. Ich selbst reise nicht gerne. Es gab einmal eine provisorische Anfrage aus Taiwan, aber das käme für mich nicht infrage.


Der Name Hanneli-Musig geht ja auf Hanny Christen zurück, die rund 12000 Tänze gesammelt und hinterlassen hat. Später wurde ein Grossteil davon in einer zehnbändigen Sammlung veröffentlicht. Die komplette Sammlung ist vergriffen, es sind nur noch einzelne Bände erhältlich.

Ueli Mooser: Ja, Hanny Christen wurde Musig-Hanneli genannt. Wir kehrten den Namen einfach um.


Welche Bedeutung hat die Sammlung von Hanny Christen?

Ueli Mooser: Die Bedeutung ist ständig gewachsen. Wir Ländlermusikanten wussten gar nicht mehr, welche Tanzmusik im 19. und frühen 20. Jahrhundert gespielt wurde. Heute befassen sich auch Musikstudenten mit der Sammlung. Wir sind aber keine Ländler-Kapelle. Die hartgesottenen Ländlerfans fahren eher auf Virtuosität ab, bei der es «räblet».


Können Sie den Unterschied zwischen Ihrer Musik und der Ländlermusik beschreiben?

Ueli Mooser: Auf Fotos von früher sieht man, dass die instrumentalen Besetzungen viel farbiger waren. Heute gibt es beim Bündner oder Innerschweizer Stil Standard-Besetzungen. Da die Volksmusik stets in einer Entwicklung begriffen ist, sollte man nicht von «echter» oder «unverfälschter» Volksmusik sprechen.


Im Fernsehen sind Volksmusiksendungen populär. Gibt es Dinge, die Sie nicht goutieren?

Ueli Mooser:
Nein, ich habe einen breiten Horizont, obwohl ich mit dem volkstümlichen Schlager eher Mühe habe. Die SRF-Fernsehsendungen sind aber eher konventionell. Im Radio gibt es eine grössere Bandbreite.


Sie sehen sich als Botschafter der «Neuen Volksmusik», obwohl Sie sich auf alte Quellen stützen. Ist dies kein Widerspruch?

Ueli Mooser:
Unter «Neuer Volksmusik» kann man vieles verstehen. Einerseits geht es um die Neuinterpretation von alten Stücken, andererseits um das Crossover, d. h. Integrieren von Elementen anderer Musikrichtungen. Manchmal kann man «neue Volksmusik» nicht mehr als Schweizer Volksmusik identifizieren, weil auch repetitive Muster, improvisatorische Elemente aus dem angloamerikanischen Raum und der sogenannten World Music einfliessen.


Was erwartet das Publikum in Arlesheim?


Ueli Mooser: Wir spielen Musik von der neuen CD «Über Stock und Stei» mit Instrumentalstücken der Hanny-Christen-Sammlung aus den Kantonen St. Gallen, Glarus und Graubünden.


Hanneli-Musig, Ensemble «#fidel» und Jugendensemble «Strings»: Reformierte Kirche Arlesheim, Sonntag, 12. Februar 2017, 17 Uhr. Eintritt gratis, Kollekte, Richtpreis 20 Franken.

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