Emotionale Gotthard-Frage bewegt auch Arlesheim

Die SP hat zu einer Diskussion über die eidgenössische Abstimmungsvorlage zur Sanierung des Gotthard-Strassentunnels in die Trotte eingeladen.

Die Frage lautet: «Wollen Sie die Änderung vom 26. September 2014 des Bundesgesetzes über den Strassentransitverkehr im Alpengebiet (STVG) (Sanierung Gotthard-Strassentunnel) annehmen?» Foto: ZVG
Die Frage lautet: «Wollen Sie die Änderung vom 26. September 2014 des Bundesgesetzes über den Strassentransitverkehr im Alpengebiet (STVG) (Sanierung Gotthard-Strassentunnel) annehmen?» Foto: ZVG

Bea Asper

Eine gute Gelegenheit, die Überschneidung der Blickwinkel von Lokalpolitik und nationalen Vorlagen zu fördern, sagte SP-Gemeinderatskandidat Jürg Seiberth und engagierte sich für das Podium in Arlesheim zur Abstimmung vom 28. Februar über den Bau einer zweiten Gotthard-Röhre. Der Grossandrang in der Trotte zeigte, dass das Thema bewegt. Seiberth gelang es, in einem spannenden Streitgespräch zwischen Nina Hochstrasser von der Alpeninitiative und dem freisinnigen Landrat Rolf Richterich die Pro- und Contra-Argumente gegeneinander abzuwägen. Dass dies nicht emotional, sondern mit hoher Sachkompetenz geschah, wurde von den Anwesenden gelobt. Der Gotthard stehe ja auch für Mythos und Bauchgefühl, gab Richterich zu bedenken. «Jeder von uns hat eine bewegende Erinnerung an den 17 Kilometer langen Strassentunnel, der als einer der gefährlichsten wahrgenommen wird.» Der Sicherheitsaspekt sei der Grund für die zweite Röhre und die Logik der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit erkläre, warum eine komplette Verlagerung auf die Schiene realitätsfremd sei.

Für künftige Generationen denken

Abstimmungskampf ist Kopfsache, konterte Hochstrasser und warnte vor falschen Versprechungen. «Mit der zweiten Röhre würde der Strassentunnel von zwei auf vier Spuren ausgebaut. Die Beteuerungen, jeweils nur eine Spur zu öffnen, ist Augenwischerei: Was gebaut wird, wird auch genutzt.» Der Mehrverkehr würde zum Verkehrskollaps in der übrigen Schweiz und zu mehr Unfällen führen. Da man in Basel bereits jetzt zu viel Verkehr habe, sei es logisch, dass sich die Basler Regierung gegen die Lösung von Bundesrat und Parlament ausgesprochen habe, fügte SP-Regierungsrat Hans-Peter Wessels an. Die Alternative – eine rollende Landstrasse –, also während der Sanierung alle Fahrzeuge auf die Schiene zu verfrachten, bestreitet Richterich: «Die Kapazitäten reichen niemals aus und es ist nicht nachhaltig, für viel Geld Verladestationen aufzubauen, die danach wieder teuer abgebaut werden müssen. Mit einer zweiten Röhre sorgen wir dafür, dass künftige Generationen vernünftige Sanierungslösungen haben.»

Kosten-Nutzen-Rechnung

Hochstrasser sieht dies anders: Die Neat würde torpediert. «Um den Güterverkehr auf die Schiene zu bringen, hat das Schweizer Volk 24 Milliarden in neue Eisenbahn-Alpentunnels investiert. Eine zweite Strassen-Röhre sabotiert diese Investition, die Transportbranche würde auf die Strasse setzen.»

Der finanziellen Aspekte wegen, so hielt Wessels fest, müssten Regionalpolitiker und Bürgerliche gegen die drei Milliarden Franken teure Röhre stimmen, da diese ja nicht der Kapazitätserweiterung diene. Damit stünden Kosten und Nutzen nicht im Verhältnis, zumal in der Bewältigung der regionalen Verkehrsprobleme das Geld an allen Ecken fehle, obwohl man in den Agglomerationen bedeutend höhere Frequenzen zähle. Richterich räumte ein, dass auf den Tag umgerechnet nicht mehr Fahrzeuge durch den Gotthard fahren als durch den Eggfluhtunnel.

Viele Voten aus dem Publikum gaben den Tunnel-Gegnern recht: Um die Sicherheit im Gotthard zu erhöhen, brauche es andere Konzepte und es gebe ja noch den technischen Fortschritt. «Wir reden jetzt davon, was in 15 Jahren sein könnte», gab Wessels zu bedenken.

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