Hommage in Deutschland an einen Arlesheimer Künstler

Im Museum am Dom in Würzburg wird bis zum 13. September das Spätwerk von Albert Schilling ausgestellt. In der stimmungsvollen Atmosphäre des Museums wird die Bedeutung des Künstlers wahrnehmbar.

Meditative Ruhe und klare Formen: Blick in den Ausstellungssaal im Untergeschoss des Museums am Dom in Würzburg.  Foto: Thmas Brunnschweiler
Meditative Ruhe und klare Formen: Blick in den Ausstellungssaal im Untergeschoss des Museums am Dom in Würzburg. Foto: Thmas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Dem 1987 in Arlesheim verstorbenen Bildhauer Albert Schilling widerfährt die Ehre, im grossen untergeschossigen Saal des Museums am Dom in Würzburg ausgestellt zu werden. Hier und in einem höher gelegenen Vorraum befinden sich derzeit rund 80 Spätwerke von Schilling, der seit 1946 in Arlesheim lebte. Sie wurden dem Museum von Schillings Töchtern überlassen, da sich hier in der Region kein Weg auftat, das bedeutende Kulturgut auszustellen. «Auf wundersame Weise», wie Domkapitular Jürgen Lenssen schreibt, kam Schillings Spätwerk nach Würzburg. Der Künstler ist in Würzburg kein Unbekannter, denn er gestaltete in den 60er-Jahren den Altarraum des Kiliansdoms aus Lahnmarmor. Aber dass schliesslich das Museum am Dom in den Besitz von Schillings späten Plastiken kam, verdankt sich der Vermittlung des reformierten Pfarrers Peter Mainz, der die Würzburger Sammlung von seiner Studienzeit her kannte.

Eindrückliche Ausstellung
Bei aller Wehmut darüber, dass Schillings Spätwerk sich nun in Deutschland befindet, muss man zugeben, dass eine Präsentation, wie sie in Würzburg möglich ist, nirgends in der Region machbar gewesen wäre. Die kleinen bis mittelgrossen Plastiken stehen im Ausstellungsraum locker verteilt. Neben zwei Werken mit dem Titel «Vas spirituale» ist sogar ein Schild angebracht mit der ungewohnten Aufschrift «Bitte berühren!». Mit dem Titel «Albert Schilling wahrnehmen» haben die Kuratoren der Ausstellung eine gute Wahl getroffen. Im Vorraum sind Vorarbeiten und Modelle des grossen Würzburger Auftrags zu sehen sowie Projekte für Schweizer Kirchen. Dann begibt sich der Besucher auf einer Treppe ins Untergeschoss, wo an der Wand Gedichte und Prosaauszüge des Künstlers angebracht sind, die zum Nachdenken einladen. Der ganze Raum strahlt eine mystische Ruhe aus. Sie verdichtet sich in den steinernen, meist abstrakten Figuren von Schilling.

Unterschätzter Künstler
«Das entscheidende Erlebnis vor einer Skulptur ist nicht Ergriffenheit, sondern die erschütternde Erfahrung der sicht- und tastbaren Wirklichkeit intensivsten Daseins in sich selbst», hat Schilling einmal geschrieben. Es sind meist organische Formen mit höhlenartigen Ausbuchtungen und teilweise auch durchbrochene dünne Steinplatten, die hier zu sehen sind. Zu sehen sind auch die grosse Bronzestatue «Salome» von 1961 und kleinere Arbeiten aus Blei oder Zinnlegierung. Albert Schilling führte viele Aufträge für die Kirche aus und musste nie um die Gunst von Galerien buhlen. Daher wurde seine Bedeutung als Künstler auch aufgrund des Generalverdachts gegen moderne kirchliche Kunst nie wirklich von jenen erkannt, die im Kunstbusiness etwas zu sagen hatten.

Eine Reise ins Frankenland lohnt sich. Als Übernachtungsort sei der «Gasthof zum Storch» in Schlüsselfeld empfohlen, dessen Inneneinrichtung die aus Erschwil stammende Wirtsfrau Pia Leisgang-Saner mitgeplant hat.
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