Das Neue Theater am Bahnhof: Monster zertrampeln Hochhäuser

Das eindringlich interpretierte Stück von Lukas Holliger hat an der Premiere am Sonntagabend im Neuen Theater die Zuschauer begeistert und betroffen gemacht.

Hervorragendes Schauspiel: Agnes Lampkin, Krishan Krone und Franziska von Fischer (v. l.)  Foto: Isabelle Hitz
Hervorragendes Schauspiel: Agnes Lampkin, Krishan Krone und Franziska von Fischer (v. l.) Foto: Isabelle Hitz

Isabelle Hitz

Das Künstlerehepaar Edith und Peter Fallok (Franziska von Fischer und Krishan Krone) zieht aus seiner Altstadtwohnung in einen ehemaligen Arbeiterwohnblock am Stadtrand. Die neue Wohnung ist allerdings bereits an das Kleinbürgerpaar Kurt und Kristina Kretz (Michael Wolf und Agnes Lampkin) vermietet. Nach anfänglichem Unmut und Unglauben bleibt der ungewollten Wohngemeinschaft nichts anderes übrig, als zusammen auszuharren. Dabei prallen Weltbilder und Ideologien aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Der Kampf um Wohnraum wird zu einem ideologischen Kräftemessen zwischen Peter und Kurt, das die beiden Schauspieler Krone und Wolf eindrücklich auf die Bühne bringen.

Während die Männer in skurrilen Wortgefechten schonungslos um Daseinsberechtigung kämpfen, gerät Komponist Peter Fallok mehr und mehr aus der Fassung und nähert sich in seiner Aggressivität und Argumentationsweise dem von ihm verachteten Kurt. Eine ganz neue Dimension erfährt die Geschichte mit der im letzten Drittel unerwartet auftauchenden fünften Figur (sehr berührend dargestellt von Newa Grawit), die die beiden unterschiedlichen Paare hilflos macht und bei Peter und Kurt identische Verhaltensweisen und menschliche Schwächen zutage fördert.

Im Gespräch mit dem Basler Autor Lukas Holliger, Regisseurin Ursina Greuel und den Schauspielern zeigte sich das Publikum begeistert und berührt. «Monster zertrampeln Hochhäuser» ist keine leichte Kost und vereint zahlreiche aktuelle Themen wie Wohnungsnot, Flüchtlingspolitik, Gewalt, Korruption, Bildungsferne und Neue Musik. Ein Stück, das zum Nachdenken anregt und einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt, nicht zuletzt dank der herausragenden schauspielerischen Leistung des gesamten Ensembles.

Schweizerische Erstaufführung
Die Premiere am Sonntagabend in Arlesheim war auch die schweizerische Erstaufführung, nur ein Tag davor fand in Salzburg die Uraufführung statt. Das Stück war in der Endauswahl des Berliner Stückemarkts 2011 und wurde 2013 bei den Autorentagen «Stück auf!» am Schauspiel Essen szenisch gelesen und mit dem Publikumspreis und dem Preis der Jugendjury ausgezeichnet.
«Monster zertrampeln Hochhäuser» war die erste Inszenierung im Rahmen des neuen langfristigen Projekts Stückbox des Neuen Theaters am Bahnhof. Vier mal im Jahr erarbeitet das Stückbox-Team während einer kurzen Probenzeit ein Schauspiel eines zeitgenössischen Autors für die Bühne, wobei darauf geachtet wird, dass der Text ganz im Zentrum der Aufführung steht und Bühnenbild und Infrastruktur nur zurückhaltend eingesetzt werden. Die Autoren werden in die Probenarbeit miteinbezogen und sind nach Möglichkeit bei den Aufführungen dabei.

Mit der letzten Aufführung von «Monster zertrampeln Hochhäuser» gestern Donnerstagabend endete für das Neue Theater die Zeit in seinem Zwischenhalt in Arlesheim, und der Umzug ins neue Haus am Bahnhof Dornach-Arlesheim beginnt. «Wir gehen mit Wehmut. Es war eine wirklich schöne Zeit hier», fasst Co-Leiter Georg Darvas die vier Jahre in Arlesheim zusammen.
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