Das Alterswerk von Albert Schilling geht nach Würzburg

In diesen Tagen wurden rund 60 Objekte des Bildhauers Albert Schilling auf Lastwagen nach Würzburg verfrachtet. Die unumgängliche Dislozierung ist ein kultureller Verlust – für Arlesheim und die ganze Region.

Abtransport ins Frankenland: Albert Schillings Skulptur «Salome» wird sorgfältig auf den Lastwagen gehievt.  Foto: ZVG
Abtransport ins Frankenland: Albert Schillings Skulptur «Salome» wird sorgfältig auf den Lastwagen gehievt. Foto: ZVG

In der letzten Woche standen Lastwagen mit deutschen Kennzeichen am Homburgweg, um einen grossen Teil des Alterswerks des Künstlers Albert Schilling abzutransportieren. Es waren wehmütige Augenblicke. Albert Schillings Skulpturen sind in der Region allgegenwärtig. Wer kennt nicht die über zehn Meter hohe Betonskulptur beim Entlüftungskamin beim Coop-Hochhaus in Basel oder den «Introvertierten Stein» beim Trottenplatz in Arlesheim? Dass «Der vom Grab gewälzte Stein» von 1963 beim Friedhof Bromhübel heute von einer Informationstafel verdeckt wird, belegt, dass die Wertschätzung für Schillings Werk vielleicht etwas nachgelassen hat.
Der Theologe und Künstler Albert Schilling kam 1946 nach Arlesheim, wo er am Homburgweg Haus und Atelier erbaute. Hier gingen illustre Persönlichkeiten wie Hans Arp, Reinhold Schneider, Hans Urs von Balthasar oder Werner Bergengruen ein und aus, die von Schilling teilweise auch in Bronze verewigt wurden. Im Gegensatz zu anderen Künstlern zeigte er seine Skulpturen nie in Galerien und entzog sich dem Kunstmarkt. Er beteiligte sich dagegen an Wettbewerben und hatte aufgrund der grossen Nachfrage immer genug zu tun. Da er theologisch gebildet war, arbeitete er oft für die Kirche, was ihm in gewissen Kreisen angekreidet wurde.


Wie Schilling nach Würzburg kam

Schillings Arbeiten gehören zweifelsohne zu den bedeutenden Werken der Schweizer Kunst des letzten Jahrhunderts. Aber für die beiden Töchter des 1987 verstorbenen Künstlers wurde die Masse des Alterswerks langsam zu einer Hypothek. Es gibt in der Region durchaus Menschen, die dafür plädierten, die Werke dauerhaft in Arlesheim zu zeigen. Aber dies wäre praktisch auf eine teure Museumsvariante hinausgelaufen. Und hierfür öffnete sich vor Ort keine Tür. Ein Theologe und Sprechschüler von Roswita Schilling wurde auf das Spätwerk aufmerksam und war gleich begeistert. Er machte den Vorschlag, sich mit Dr. Jürgen Lenssen, dem Leiter der diözesanen Museen in Würzburg, in Verbindung zu setzen. Albert Schilling war in Würzburg wohlbekannt, denn er hatte während neun Jahren für den Dom gearbeitet und dort unter anderem das über sechs Meter hohe – in Laufen gefertigte – Sakramentshaus aufgestellt. Im Sommer 2014 kam die Stiftung Kunstsammlung der Diözese Würzburg auf die beiden Töchter Schillings zu. Da das Museum am Dom einen hervorragenden Ruf besitzt und die gestifteten Objekte unveräusserlich sind, entschieden sich die Nachkommen des Künstlers für die Unterzeichnung einer Stiftungsurkunde. Damit sind viele der wichtigen Werke Schillings nach Franken gewandert. Das ist einerseits traurig, andererseits wird das Werk jetzt in einer touristisch gut erschlossenen Umgebung gezeigt und dadurch sicherlich stärker wahrgenommen.

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