Die Schwellen verschwinden – zumindest teilweise

Eine Petition der FDP Arlesheim forderte den Rückbau der Tempo-30-Schwellen im Dorf. Der Einsatz hat sich gelohnt: Auf sieben Strassen werden die unbeliebten Hindernisse entfernt.

Unbeliebt: Die auf Arlesheims Strassen montierten Schwellen.  Foto: Archiv
Unbeliebt: Die auf Arlesheims Strassen montierten Schwellen. Foto: Archiv

Lukas Hausendorf

Die Schwellen will niemand», sagte Balz Stückelberger, Präsident der Arlesheimer FDP, vergangenen Frühling. Die roten Köpfe ob der vertikalen Temporeduktions-Massnahme waren für die Ortspartei der Anlass für eine Petition, welche den Rückbau der Schwellen forderte. Das war ein Selbstläufer. Ohne aufwendige Standaktionen kamen fast 700 Unterschriften zusammen.
Wohlweislich konnte die Partei keine rechtsverbindliche Forderung daraus geltend machen. Das populistische Manöver blieb aber nicht ohne Wirkung und erzeugte mindestens genug politischen Druck, die Notwendigkeit der Schwellen bei der Erfolgskontrolle, der flächendeckend eingeführten Tempo-30-Zonen, gewissenhaft und im Zweifel gegen das Hindernis zu prüfen. Anderthalb Jahre nach der generellen Umsetzung sind nun auch die Resultate der Erfolgskontrolle da, welche die Basis für eine Überarbeitung des Verkehrsregimes bilden. Über diese informierte die Gemeinde am vergangenen Donnerstagabend die Bevölkerung.

Tiefbauchef Anton Fritschi (FDP) kündete vollmundig einen «grossen Meilenstein» an. Der mit der Erfolgskontrolle beauftragte Verkehrsplaner Stephan Glutz vom Bottminger Planungsbüro Glaser, Saxer, Keller verkündete schliesslich die frohe Botschaft. Elf Schwellen auf sieben Strassen werden entfernt und meist durch optische Hindernisse im horizontalen Bereich beruhigt. «Wir wollen die Schwellen nicht ersatzlos streichen, sondern durch etwas Sanfteres ersetzen», erklärte Glutz. Die Entfernung der Schwellen geschehe aber nur auf Probe, fügte er an.

Jetzt wird mehr geblitzt
Das Ziel eines voll liberal verkehrsberuhigten Dorfes, wo die Autofahrer Tempo 30 in Eigenverantwortung einhalten, konnte nicht flächendeckend erreicht werden, aber doch teilweise. Ein gutschweizerischer Kompromiss. Der aber nur dann von Bestand ist, wenn das mit der Eigenverantwortung funktioniert. «Diese Massnahmen werden wiederum einer Erfolgskontrolle unterzogen», so Glutz. Was jetzt schon klar ist: Wo tendenziell zu schnell gefahren wird, wird nun öfters geblitzt. «Im Budget sind bereits Beträge eingestellt, um eigene Radaranlagen anzuschaffen», so Gemeindepräsident Karl-Heinz Zeller. Das ist mitunter auch dort der Fall, wo die Schwellen bleiben sollen. Eine Anwohnerin beklagte sich, dass an der Neumattstrasse weiterhin rasant gefahren wird – zwischen den Schwellen. Und der Lärm sei schrecklich, wenn täglich der Coop-Lastwagen darüber ratterten. Wehklagen auch von der Brachmatt-strasse, wo der Migros-Lastwagen hinaufdonnert. Die Schwellen sind wohl nicht der Weisheit letzter Schluss.

Ortsplanevolution
Am Informationsanlass wurden auch die Ziele der anstehenden Ortsplanrevision erstmals öffentlich präsentiert. Diese verzichtet auf Neueinzonungen und will die Bevölkerungszahl mit «massvoller Verdichtung» entlang der Hauptverkehrsachsen halten. Der Wohnbedarf pro Kopf nimmt nämlich nach wie vor zu. «Wenn man nicht baut, schrumpft man», erklärte Karl-Heinz Zeller. Im Planungshorizont von 15 Jahren wird mit 35 neuen Wohneinheiten pro Jahr gerechnet. Weiter werden Zonenkategorien vereinfacht sowie Ausnützungs- und Grünflächenziffern klar definiert. Damit soll eine flexiblere Architektur ermöglicht werden, gleichwohl aber auch Tricksereien auf Kosten der Ästhetik verhindert werden. «Die Ortsplanrevision ist keine Revolution, sondern eine Evolution», fasste Raumplaner Victor Holzemer zusammen.

Für kommendes Frühjahr will die Gemeinde dann informieren, wie sie im Rahmen der Ortsplanung der Mobilfunkantennenproblematik begegnen will.

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