«Unsere Bienen sind die Apotheker der Natur»

In unmittelbarer Nachbarschaft zum «Wochenblatt» versorgt Bienenvater Eduard Bucheli seine Bienenvölker. Dem «Wochenblatt» hat er von seiner Motivation und seinen Sorgen erzählt.

Leben mit Bienen: Eduard Bucheli mit einer Handvoll Klaräpfeln vor seinem Bienenhaus.  Foto: Edmondo Savoldelli
Leben mit Bienen: Eduard Bucheli mit einer Handvoll Klaräpfeln vor seinem Bienenhaus. Foto: Edmondo Savoldelli

Edmondo Savoldelli

Es ist ein lauschiges Plätzchen auf diesem unverbauten Stück Land im Langackerquartier. Rund um das Bienenhaus, die «Villa Monika», hat Eduard Bucheli mit viel Liebe fürs Detail einen Garten angelegt, dem anzusehen ist, dass nicht primär der Ertrag entscheidend ist, sondern dass eine lebendige Pflanzenvielfalt den Bienen möglichst viele Wochen im Frühjahr und Sommer Nektar, Pollen oder Blatthonig bieten soll.

Wochenblatt: Eduard Bucheli, wie sind Sie zur Imkerei gekommen?
Eduard Bucheli: Ich habe schon immer gerne im Garten gearbeitet. Ein Berufskollege von mir hatte Bienen. Eines Tages sagte er zu mir, ich sei ein Imker-Typ, ruhig und handwerklich begabt. 1986 war in der «Tierwelt» in Grosswangen bei Sursee ein grosses Bienenhaus ausgeschrieben. Das habe ich immer noch, halte aber dort nur noch vier Völker. Anfang der 1990er-Jahre kamen in Dornach noch Völker dazu, jetzt sind es fünf – und hier in Arlesheim sind es acht. Zwei sind im letzten Winter leider eingegangen.

Woher rührt Ihre Motivation für die Imkerei?
Eduard Bucheli:  So ein Bienenvolk ist ein hochkomplexes Gebilde, von dem man inzwischen zwar viel weiss, das aber immer noch nicht ganz erforscht ist. Die Aufgabenteilung und die Übernahme von verschiedenen Arbeiten durch eine Biene innerhalb ihres Lebenszyklus sind erstaunlich. Ein Volk bietet sieben Produkte: die Bestäubung, den Honig, das Wachs, die Pollen, das Gift, Gelée Royale und das Kittharz Propolis. Alle Produkte sind für die Natur und den Menschen enorm wertvoll. Man sagt, die Bienen seien die Apotheker der Natur.

Wie viel Honig produziert ein Volk?
Eduard Bucheli:  Für die eigene Nahrung braucht ein Volk etwa 60 bis 80 Kilogramm. Was der Mensch für seine Bedürfnisse entnimmt, schwankt sehr, das können 15 Kilo sein, aber auch 50, je nach Grösse des Volkes und des Nahrungsangebots.

Überall hört man vom Bienensterben – wie schlimm ist es? Greenpeace benennt in ihren Inseraten die Insektizide, Krankheiten, Parasiten und eine artenarme Landwirtschaft als Ursachen dafür.

Eduard Bucheli:  Bienen haben schon früher Krankheiten gehabt, die Ruhr zum Beispiel, oder die Kalk-, Faul- oder Sauerbrut. Aber seit in Deutschland mit indischen Bienen die Varroa-Milbe eingeführt wurde, ist es schlimmer geworden. Gegen die Milbe können sich unsere Völker nicht selbst helfen, die indischen Bienen schon. Nachdem man zuerst mit Giften wie Apistan vorgegangen ist, sind die Milben inzwischen immun geworden. Heute sind Ameisensäure, Oxalsäure oder Thymol angesagte Mittel. Aber es gibt auch andere Probleme, z. B. das Colony Collapse Disorder (CCD). Das hatte ich auch schon. Ein Volk, dem es anscheinend gut geht, mit gesunder Königin, genügend Nahrung und guten Waben verschwindet von heute auf morgen. Zurück bleibt eine Handvoll Bienen, das Volk ist weg. Noch weiss man nicht, was da vor sich geht.

Was kann man denn tun für die Bienen, die so wichtig für uns Menschen und die Natur sind?
Eduard Bucheli: Die Honigbiene kann bei uns ohne Imkerei nicht mehr überleben. Ich bin kein Züchter, nur Bienenhalter. Ich muss schauen, dass ich zuchtmässig gute Königinnen erhalten kann. Dann muss ich in den Kästen einen sauberen Wabenbau unterstützen, d. h. ich muss regelmässig alte Waben entfernen. Im Weiteren ist heutzutage die Behandlung der Bienen von grosser Wichtigkeit, die gezielt und rechtzeitig erfolgen soll. Ich halte mich da an die Empfehlungen des Zentrums für Bienenforschung in Liebefeld. Das Wichtigste ist aber der Erhalt und die Förderung von reichen Bienenweiden. Als Imker interessiert uns das ganze Ökosystem, d. h. Pflanzen, Bienen, Schmetterlinge, Vogelarten: das gehört alles zusammen. Es tut manchmal weh, wenn ich um unsere Häuser ökologisch grüne Wüsten entdecke. Kahle Steingärten, Rasen im Millimeterschnitt – da gibt es für Bienen nichts zu tun. Überall könnten in den Gärten und in den Parks kleine Naturwiesenstücke wachsen, Hecken entstehen. Jeder kann etwas tun, und wenn es nur der Lavendelstock auf dem Balkon ist. Wir Imker sind Einzelkämpfer für die Natur, aber wir sind auch vernetzt. Wir sind nicht nur Honigernter, wir leisten viel Arbeit – auch Aufklärungsarbeit. Im Grunde geht das nur aus Liebe zur Natur. Der heilige Ambrosius, unser Schutzpatron, hilft uns dabei.

Und was sagen Sie zum Film «More than Honey» von Markus Imhoof?
Eduard Bucheli:  Der Film hat viel ausgelöst und viele Menschen für die ganze Bienenfrage sensibilisiert. Die Nachfrage für Imkerkurse hat zugenommen. Heute sind es auch jüngere Menschen aus urbanen Gebieten, die sich für die Biene interessieren, dieses wundersame Wesen mit tausenderlei Qualitäten und Überraschungen.

Weitere Artikel zu «Arlesheim», die sie interessieren könnten

Arlesheim10.04.2024

Offiziell eines der schönsten Dörfer der Schweiz

Arlesheim wird vom Verein «Die schönsten Schweizer Dörfer» mit dem Label «Best Swiss Villages» ausgezeichnet – als erste Gemeinde im Kanton.
Arlesheim03.04.2024

«Wir sind auf Freiwillige angewiesen, die sich um die Plätze kümmern»

Die Kompostberatung Arlesheim sucht Freiwillige, die an den Kompoststellen in den Quartieren Hand anlegen. Im Gegenzug gibt es frische Erde – gratis vor der…
Arlesheim27.03.2024

Ein ambivalenter Ort

Unter dem Titel «Waldeslust» startete letzten ­Freitag eine neue Aus­stellung im Forum Würth in Arlesheim. Mit einem Museumsbesuch verbunden ist ein eigens…