Der Waldbruder ist zurück

Nach dreijähriger Absenz ist der Waldbruder in seine Klause in der Ermitage zurückgekehrt. Es ist eine originalgetreue Kopie, welche die ursprünglichen Bewegungen ausführen kann.

Wirkt völlig lebensecht: Der neue alte Waldbruder in der Rindenhütte der Ermitage.
Wirkt völlig lebensecht: Der neue alte Waldbruder in der Rindenhütte der Ermitage.

Mit einem freundlichen Kopfnicken des Eremiten wird der Besucher jetzt wieder in der Rindenhütte in der Ermitage begrüsst. Rosig glänzt die Haut, die Hand mit der Bettlerschale hebt sich, die Augen scheinen lebendig. Man versteht plötzlich, dass die Besucherinnen und Besucher vor über 200 Jahren die Kunde in die Welt setzten, es lebe ein echter Eremit in Arlesheim – was jedoch nie der Fall war.

Am letzten Samstagnachmittag war es so weit: Die Kopie des Eremiten, der einst der ganzen Anlage den Namen gegeben hatte, wurde feierlich in sein Amt als Hüter der «glücklichen Einsamkeit» eingesetzt. Regierungsrätin Sabine Pegoraro überbrachte das Grusswort der Regierung und betonte dabei die Wichtigkeit der Einsiedeleien in der Schweiz – etwa die von Beatus oder Bruder Klaus. Brigitte Frei-Heitz, die Denkmalpflegerin von Basel-Landschaft, zeigte sich ebenfalls erfreut, dass man nach drei Jahren eine Lösung gefunden hat, die nachhaltig sein wird. In ähnlichen Gärten in England habe es keine Automaten gegeben, sondern lebende Ziereremiten, die gegen ein Entgelt und unter Vernachlässigung ihrer Körperpflege Einsiedler gemimt hätten.


Mehrstufige Teamarbeit

Der ursprüngliche Eremit war aufgrund von Wurm- und Mausfrass unrettbar beschädigt worden. Der Schöpfer war der Priester und Bildhauer Pierre-Ignace Aubry aus Le Noiremont. 1789 kam der lebensgrosse Automat, der einer der ersten in der Schweiz war, auf Geheiss von Balbina von Andlau nach Arlesheim, wo er zuerst in der späteren Gessnergrotte stand. Dann wurde ihm die Klause aus Rindenholz zugewiesen, wo er zur andächtigen Betrachtung des einfachen Lebens in der Natur einlud, aber auch als Kinderschreck recht gut funktionierte. Generationen von Menschen besuchten den Waldbruder, wie er bald hiess. In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege entschloss sich die Stiftung Ermitage Arlesheim, eine Kopie des alten Waldbruders herstellen zu lassen. Dank einer grosszügigen Zuwendung einer anonymen Spenderin konnte das Projekt in Angriff genommen werden.


Zunächst wurde ein 3D-Modell des Originals angefertigt. Nach diesen Daten wurden aus Lindenholzstücken die einzelnen Teile vorgefräst und vom Holzschnitzer Toni Meier weiterbearbeitet. Der Automatenbauer François Junod aus Sainte-Croix rekonstruierte unter Zuhilfenahme von Originalteilen die Mechanik. Bei der Kopie sind nun das Nicken des Kopfes und die Drehung der Augen wieder möglich. Stefan Buess aus Gelterkinden war für die originalgetreue Bemalung des Waldbruders besorgt. Die Kapuziner aus Olten lieferten schliesslich eine Originalkutte. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass die Säulizunft Arlesheim unter Leitung von Brigitte Frei die Hütte in Fronarbeit putzte und so renovierte, dass in Zukunft Marder und Mäuse keinen Zugang mehr haben.


Kleiner Wink mit dem Zaunpfahl

Stiftungsratspräsident Ruedi B. Bran-denberger wies als dritter Redner warnend darauf hin, dass die Ermitage als öffentlich zugängliches Gelände trotz der neu-alten Sensation keine Tourismusattraktion werden soll. Er wies mit einem Blick zu Frau Pegoraro darauf hin, dass für den Unterhalt der Ermitage die Gelder vom Kanton reichlicher fliessen könnten. Die Regierungsrätin dürfte diesen Wink mit dem Zaunpfahl durchaus verstanden haben. Nach der Besichtigung des Waldbruders spazierte man hoch zum «Temple rustique» zum wohlverdienten Apéro.

 

«Freunde der Ermitage» lancieren Rätselführer für Kinder

Ebenfalls am Samstag stellten die «Freunde der Ermitage» einen neuen Rätselführer für Kinder vor, der diesen das Verständnis der Ermitage erleichtern soll. Die grüne, von Christian Wullschleger gestaltete Broschüre führt durch die Ermitage und enthält elf Fragen, die – richtig beantwortet – einen lateinischen Lösungssatz ergeben. Die Broschüre wurde dank einer Spende aus dem Nachlass von Karl Kraft ermöglicht. Zur Kernarbeitsgruppe gehörten Petra Stückelberger, Stefan Haller und Thomas Arnet. Den Text und die Fotos besorgten Regine Nyfeler, Präsidentin des Vereins, Lukas Stückelberger und Brigitte Frei-Heitz, Denkmalpflegerin (BL).

Nachdem 2011 dank des Nachlasses ein Budget von 16 000 Franken vorhanden war, entschied man sich für einen Rätselführer, der 2013 Gestalt annahm und dieses Jahr in Druck gegeben wurde. Die Zielgruppe sind Kinder zwischen 9 und 11 Jahren, die normalerweise in Begleitung von Erwachsenen die Ermitage besuchen. Wer die Fragen beantworten will, muss die Texte genau lesen und die Umgebung beobachten. Die Vorbereitungsgruppe testete den Führer auch mit Kindern. «Ein Bub, für den das Ganze zuerst nicht so interessant schien, fand das Ganze am Schluss toll, was für uns eine Bestätigung war», so Christian Wullschleger.

Die Gestaltung der A5-grossen Broschüre, die gegen eine Schutzgebühr von 1 Franken abgegeben wird (an Schulen gratis), fordert schon optisch und im Aufbau den Respekt vor der Gartenanlage ein. Zu beziehen ist die Broschüre in der Buchhandlung «Nische», im «Ochsen», bei «Jenzer», im «Wurzelhüsli» und beim «Farbenspiel». Wer bei den «Freunden der Ermitage» Mitglied werden will, kann sich melden via E-Mail: <link mail>freundeermitagearlesheim@gmail.com

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