Eine Entdeckungsreise durch hundert Jahre Schulgeschichte

Zum 100-jährigen Bestehen des Schulhauses am Domplatz in Arlesheim ist ein Lesebuch erschienen. Zahlreiche Texte und Bilder lassen in den einstigen und heutigen Schulalltag eintauchen.

Das Domplatzschulhaus in Wort und Bild: Der Herausgeber Jürg Seiberth und die Schulleiterin Rosmarie Gügler präsentierten am Fest das Buch zum Jubiläum.  Foto: Michel Schultheiss
Das Domplatzschulhaus in Wort und Bild: Der Herausgeber Jürg Seiberth und die Schulleiterin Rosmarie Gügler präsentierten am Fest das Buch zum Jubiläum. Foto: Michel Schultheiss

Michel Schultheiss

Eine «anarchistische Zelle» machte in den 1980er-Jahren Arlesheim unsicher: Der heutige FDP-Landrat Balz Stückelberger erinnert sich, wie er damals als Primarschüler zusammen mit zwei Klassenkameraden zum ersten Mal politisch aktiv wurde. Vermummt und mit geballter Faust skandierten sie auf dem Pausenplatz – inspiriert von den damaligen Jugendunruhen – den Slogan «Schuel nützt nüt!» Aus der geforderten Abschaffung der Schule am Domplatz ist nichts geworden: Soeben durfte sie nämlich ihren hundertsten Geburtstag feiern. Zum Jubiläum ist dem Domplatz-Schulhaus die Publikation «Bilder und Geschichten. Aus dem Schulhaus am Domplatz» gewidmet. Zahlreiche Anekdoten – wie etwa diese Kindheitserinnerung von Stückelberger – finden dort ihren Platz.

Müsterchen aus dem Schulalltag
Der Autor Jürg Seiberth, welcher einst selbst beim Domplatz zur Schule ging, sammelte zusammen mit dem ehemaligen Lehrer Jakob Rütti viele interessante, lustige, aber auch traurige Geschichten aus den letzten hundert Jahren. «Es handelt sich nicht um eine geschichtliche Abhandlung, sondern um ein Lese- und Bilderbuch», hält der Herausgeber Seiberth fest. Dabei werden «Müsterchen» aus dem Schulalltag präsentiert. Auf rund hundert Seiten lädt ein Mosaik aus Interviews, Berichten, Memoiren, Fotografien und Zeichnungen zu einer Reise durch hundert Jahre Schulgeschichte ein. Verschiedene Perspektiven kommen dabei zum Zug: Sowohl ehemalige und jetzige Schüler und Lehrer äussern sich zu ihren Erfahrungen. «Es soll ein Buch zum Schmökern und Entdecken sein», meint Seiberth.

«Koketter» Neubau
Für das Jubiläumsprojekt zogen Seiberth und Rütti verschiedene Quellen herbei: Im «Wochenblatt»-Archiv, in den Gemeindeversammlungsprotokollen sowie im Fotoarchiv der Gemeinde Arlesheim und in Privatsammlungen wurden die beiden fündig. Hinzu kommen die Erinnerungen von Zeitzeugen. Der älteste Originalbeitrag stammt von Annelies Pfenninger, welche von 1943 bis 1948 die Schule am Domplatz besuchte. Was Seiberth bei seinen Recherchen am meisten erstaunt hat, war die Kontroverse im Vorfeld des Schulhausbaus: Die Obrigkeiten waren für ein einfaches Gebäude in der geschichtsträchtigen Gegend des Arlesheimer Doms.

Die Bevölkerung entschied sich jedoch für die Variante von Erwin Heman, die in Augen der damaligen Kritiker als «kokett» galt. Ausgewählte Leserbriefe aus dem Arlesheimer Bezirksblatt, zeigen auf, wie diese Entscheidung für erhitzte Gemüter sorgte. Von hier aus wird in der Publikation ein Bogen bis in die Gegenwart geschlagen: Wie nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht Schüler, sondern Grenzschutztruppen den Neubau behausten, wie Körperstrafen zum Alltag gehörten oder wie sich die Kinder heute die Schule in den kommenden hundert Jahren vorstellen – dies und vieles mehr wird im Jubiläumsbüchlein thematisiert.

Jürg Seiberth (Hrsg.): «Bilder und Geschichten. Aus dem Schulhaus am Domplatz». Arlesheim, Edition Text und Media 2013. CHF 20.–. Erhältlich in allen Buchhandlungen oder online bei www.seiberth.ch

Weitere Artikel zu «Arlesheim», die sie interessieren könnten

Arlesheim17.04.2024

«Wenn man sieht, dass alles funktioniert, gibt das ein gutes Gefühl»

Christine Kleewein hat den Arleser Märt während 17 Jahren geprägt. Am Samstag wurde sie vom Marktteam verabschiedet. An ihre Stelle treten drei neue…
Arlesheim10.04.2024

Offiziell eines der schönsten Dörfer der Schweiz

Arlesheim wird vom Verein «Die schönsten Schweizer Dörfer» mit dem Label «Best Swiss Villages» ausgezeichnet – als erste Gemeinde im Kanton.
Arlesheim03.04.2024

«Wir sind auf Freiwillige angewiesen, die sich um die Plätze kümmern»

Die Kompostberatung Arlesheim sucht Freiwillige, die an den Kompoststellen in den Quartieren Hand anlegen. Im Gegenzug gibt es frische Erde – gratis vor der…