Das Glück im Wiederfinden

Mit «Moosmann» hat Barbara Groher ein weiteres Buch über die Ermitage vorgelegt. Die gebürtige Leipzigerin ist eine faszinierende Persönlichkeit mit vielen Facetten.

Im Atelier: «Ich. Eine Mimose aus Granit»: So bezeichnet das lyrische Ich Barbara Grohers sich in einem ihrer Werke. Foto: Thomas Brunnschweiler
Im Atelier: «Ich. Eine Mimose aus Granit»: So bezeichnet das lyrische Ich Barbara Grohers sich in einem ihrer Werke. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Ihr hohes, helles Atelier auf dem Brown-Boveri-Areal erreicht man durch eine grosse Halle, in der zwei alte tannengrüne Lokomotiven stehen. Der Arbeitstisch ist übersät mit Entwürfen, Zeichnungen und Konzepten. An eine Ecke schmiegt sich ein Papier mit einem Kreis. «Die runde Ecke», sagt Barbara Groher, «ein Versuch, die Quadratur des Kreises zu lösen.» Hier arbeitet die Schriftstellerin seit anderthalb Jahren auch als bildende Künstlerin. «Ich habe mir das lange nicht zugetraut, zu gross war mein Respekt vor den grossen Namen.»

Die 1941 in Leipzig geborene Barbara Groher, die während den Bombardierungen die Nächte in einer Kartoffelkiste verbringen musste, kam tatsächlich früh mit bedeutender Kunst in Berührung. Nach der höheren Handelsschule wurde sie 1961 Galeriesekretärin bei Alfred Schmela in Düsseldorf. Die Galerie war tonangebend in der neuen Kunstszene und betreute Maler wie Christo, Beuys oder Gerhard Richter, die damals aber noch kaum allgemein wahrgenommen wurden. Sie alle kannte Barbara Groher persönlich. «Es war eine wunderbare Zeit. Hier habe ich das Sehen gelernt.»

Ermitage als Heimatort

Aus eigener Initiative wurde Barbara Groher Texterin und arbeitete unter anderem bei der bekannten Werbeagentur Doyle Dane Bernbach. So geht etwa der Spruch «Ein Stückchen Natur für unterwegs» auf ihre Kreativität zurück. Sie arbeitete auch in der gleichen Werbeagentur wie der Schriftsteller Martin Suter, dessen Erfolgsgeschichte sie miterlebt hat. 1982, im Jahr ihrer Scheidung, erschien ihr erster Lyrikband beim Verlag Nachtmaschine in Basel. Mit ihren beiden Töchtern Anna und Mira zog sie in Arlesheim in ein Haus aus den zwanziger Jahren, wo sie heute als freie Schriftstellerin und Malerin lebt. In den holzgetäfelten Räumen, die eine archaische Ruhe atmen, finden sich Werke der Minimal-Art und Möbelstücke der klassischen Moderne. Das Haus liegt im Zentrum des Dreiecks Dom-Goetheanum-Ermitage; kein Zufall, denn diesen Orten fühlt sich Barbara Groher innerlich verpflichtet.

Mit dem «Moosmann» hat sie eine Figur geschaffen, die das ewige Grün, die ewige Mutter Natur repräsentiert. In ihrem neuen Buch geht es auch um die Heilige Odilie, Parzival und den Gral, alles Themen, die sich um die Ermitage ranken, die Barbara Groher so gut kennt, dass sie dort Führungen anbietet. Seit zehn Jahren betreut sie auch die Kapelle des Waldbruders. Als Malerin befasst sie sich derzeit mit dem Thema «Das Glück liegt im Wiederfinden». Um dieses Glück zu erfahren, müsse der Mensch offen werden für die Durchsichtigkeit der Dinge und das, was sie so formuliert: «Alles passiert gleichzeitig.»

Barbara Groher: Moosmann. Die Ermitage in Arlesheim. Spekulative und andere Geschichte, Edition Text und Media, Arlesheim 2011, Fr. 25.–. <link http: www.barbara.groher.schreibt.ch external-link-new-window>www.barbara.groher.schreibt.ch.

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